Der Wald des Abschieds

 

 

(Naomi Kawase)

 

Von mir bekäme sie die goldene Palme. Naomi Kawase aus Japan, die 1997 hier in Cannes schon die Camera d’Or gewonnen hat, wäre meine persönliche Favoritin für den Hauptpreis morgen. Sie wäre dann, nach Jane Campion für «The Piano» erst die zweite Frau, welcher die Ehre zuteil würde. Ihr neuer Film «Mogari No Mori», der Wald der Trauer, ist eine jener stillen, liebevollen Bilderreihungen, die weniger an eine Symphonie denn an ein Streichquartett gemahnen. Oder ein Streichel-Quartett. Eine junge Frau, die ihr Kind verloren hat, arbeitet in einem japanischen Altersheim auf dem Land und kommt einem alten Mann näher, der seit dreissig Jahren um seine Frau trauert. Die beiden machen einen Ausflug und gehen in jenem Wald verloren, in dem der Alte seine Frau, ihr Grab, oder seine Erinnerung an sie sucht. Ein traumhaft schöner Film, der thematisch ein wenig an den Japaner Kore Eda Kôhei Oguri und seinen „schlafenden Mann“ erinnert, bildhaft aber ganz Kawase bleibt, mit Wind in den Bäumen, Regen, Landschaft und vor allem Figuren, die einem das Herz stehlen.

 

2 Antworten auf „Der Wald des Abschieds“

  1. Bin etwas spät hier gelandet durch den Beitrag zu Kawase an Cannes 2011. Welcher Film von Hirokazu ist denn gemeint mit «Kore Eda und seinen „schlafenden Mann“»?

Kommentar verfassen