Nifff 09: The Children – Kulleraugenkillerkinder

the children eva sayer as miranda

Kinder als Figuren des Horrors sind unglaublich effizient. Nicht erst seit den Zwillingsmädchen, die in den schweigenden Gängen des Hotels in Stanley Kubricks Shining das Blut gefrieren liessen („Come play with us“) lassen wir uns immer wieder bereitwillig auf das Spiel mit dem verdrängten Schrecken ein. Denn die vordergründige Pervertierung des Guten, Reinen, Unschuldigen, in den puren Schrecken des motivlosen Bösen funktioniert ja nur darum, weil der Schrecken wirklich da ist. Wer erinnert sich nicht an die Grausamkeiten, die wir als Kinder ausübten, an anderen, an Tieren, Insekten. Und wer erinnert sich nicht an die Grausamkeiten, die wir erfahren haben von anderen Kindern. Alles verdrängt … und ein Horrorfilm wie The Children von Tom Shankland holt es ohne Umschweife an die Oberfläche.

Es ist kein Meisterwerk des Genres, das Shankland hier zusammengebraut hat. Aber er setzt konsequent auf die Konzentration. Waren es in den Omen-Filmen der kleine Damien, und in anderen sonstige Einzelkinder, welche zu Schreckensfiguren mutierten, nutzt Shankland hier den Masseneffekt, den Stephen King schon mit Children of the Corn zum Einsatz brachte. Zwei Familien verbringen die Weihnachtstage mit ihren Kindern in einem alten Haus am Waldrand. Und bald sind die Blagen nicht nur laut, verstört und aufsässig, sondern wirklich sonderbar. Ein paar eigenartige Unfälle später besteht dann schon kein Zweifel mehr: Die Kinder haben das Killerspiel entdeckt (dabei ist kein Computer im Spiel, weit und breit keine Spur von medialer Brutalisierung, andeutungsweise ist der tödliche Instinkt viral bedingt). Der Film hat mehr logische Löcher als tote Erwachsene zu bieten, aber die einzelnen Effekte werden gekonnt ausgespielt. Nur schon das Dilemma, dass eine Mutter ihren süssen kleinen Sohn in Notwehr töten muss, lässt schaudern, denn es ist ja nicht nur ein gesellschaftliches Tabu, das hier verletzt wird, sondern gleich mehrere auf einmal.

Wäre das Script ein wenig mehr überarbeitet worden und hätte die Dramaturgie mehr auf Story-Fluss denn auf Effekte gesetzt, hätte The Cildren zu einem Neo-Klassiker des Genres werden können. Nun ist er einfach eine nicht unbefriedigende Demonstration der Möglichkeiten.

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