Nifff 09: ‚Vampyrer‘ – durstige Schwestern

Vampyrer - Not Like Others Poster

Für etwas über neunzigtausend Euro haben der schwedische Regisseur Peter Pontikis und sein Produzent Patrick Sobieski Vampyrer auf die Beine gestellt. innerhalb von 14 nasskalten Novembernächten haben sie in Stockholm mit zwei grossartigen jungen Schauspielerinnen (Jenny Lampa und Ruth Vega Fernandez) und fünf gesichtslosen Motorradfahrern ein Beziehungsdrama unter Schwestern abgedreht. Dass Vera und Vanja Vampire sind, gibt dem Film seinen Kick (und immer wieder Anlass für überraschende Momente).

Ob sich ein Kinopublikum bereitwillig auf die Geschichte zweier Aussenseiterschwestern einlassen würde, wenn die beiden nicht als Vampire deklariert würden, diese Frage haben sich Pontikis und Sobieski gar nicht gestellt. Zu verlockend und zu attraktiv hat sich die Geschichte angelassen: Die ältere Schwester würde gerne ein eigenes, normales Leben unter Menschen leben, sie leidet darunter, dass sie mit der jüngeren (und blutdurstigeren) eine Zwangsgemeinschaft als Randexistenz führt. Anhand von Vampyrer lässt sich einmal mehr ganz einfach aufzeigen, wie sehr uns die Regeln und Eckwerte des Genrekinos neue Begegnungen mit Figuren und Geschichten erleichtern. Jeder moderne Vampirfilm lebt davon, dass er dem traditionellen Set an Vorgaben eine weitere hinzufügt, und schon Christopher Lee hat seine Hammer-Draculas dadurch interessanter gestaltet, dass er die unendliche Einsamkeit des Untoten ins Zentrum seiner Figur stellte. Da brauchen Pontikis und Sobieski auch nicht viel mehr, als die realistische Zeichnung der Zwangsgemeinschaft zweier junger Frauen in Verbindung mit dem Vorwissen über Vampire, welche sie beim Publikum voraussetzen können. Und schon entstehen überraschende Szenen wie jene, in welcher die eine Schwester die andere darauf aufmerksam macht, dass sie möglicherweise bald unter Figurproblemen zu leiden habe, wenn sie ihre Essgewohnheiten nicht ändere.

Die Kombination von Biker-Movie und Vampirfilm in der verregneten Kulisse des winterlichen Stockholm entwickelt einen tragischen Charme, der nicht zuletzt aus dem beschränkten Produktionsbudget resultiert. Das ist einer der Filme, bei denen man sich als Schweizer fragt, warum hier niemand den Mut aufbringt, schnell und dreckig und genremässig zu filmen. Kamikazefilme entstehen auch in der Schweiz, aber kaum mit dem Publikumsbonus der Genrekonventionen.

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