Cannes 13: WARA NO TATE – Shield of Straw – von Takashi Miike

048182

Der Plot dieser Miike-Kiste wäre faszinierend. Ein Milliardär setzt eine Million als Kopfgeld auf den Mörder seiner Enkelin aus. Der Killer stellt sich freiwillig der Polizei, als er merkt, das er nirgendwo mehr sicher ist – und ein paar Elite-Polizisten müssen ihn sicher vor Gericht bringen.

Den Plot hatten wir schon mal, er gehörte zu einem der weniger plausiblen und dafür um so vergnüglicheren Clint-Eastwood-Vehikel der Siebziger Jahre: The Gauntlet von 1977 lässt Eastwood gegen die geballte Kraft des Polizeikorps eine Zeugin in die Stadt bringen, welche Polizeikorruption aufdecken kann. Als Regisseur machte Eastwood damals keine Gefangenen, der Filmplot war so hauruck wie nur nur etwas: Hauptsache ballern.

048183

Leider ist das bei Takashi Miike jetzt ähnlich, mit der zusätzlichen Erschwernis, dass der Film, wenn gerade nicht geballtert wird, endlos auf dem moralischen Dilemma herumreitet, dass die Polizisten einen Schweinehund schützen müssen.

Das wäre, dank grossen Aufwand, tollen Explosionen und vielen Polizeiautos noch einigermassen unterhaltsam, wären da nicht all die logschen Handlungslöcher, die mehr Raum beanspruchen als Japan zur Verfügung steht. Weder ein Riesenkonvoi noch ein Transport via Eisenbahn sind sehr empfehlenswert, wenn jeder beteiligte Polizist heimlich auf die Million spekuliert, ganz abgesehen vom Rest der Bevölkerung. Und nicht einmal die bei den Japanern sonst so beliebten Hightech-Spielereien helfen da wirklich, weil Miike sie mit einiger Unkenntnis der Möglichkeiten einsetzt.

048184

Ein verschenkter Actionfilm, der gerne eine moralistische Polizeigeschichte gewesen wäre, aber nie auf den Punkt kommt. Es passiert mir selten, dass ich Lust bekomme, einen vorhandenen Film zusammenzuschneiden. Bei dem hier könnte tatsächlich etwas dabei herauskommen. Mit einer Reduktion der redundanten Hin- und Hermotivationsgespräche auf einen Drittel und unter Einsatz einiger jetzt schon ummotivierter Helikopterflüge zum kaschieren logischer Sprünge liesse sich aus dem Film ein kompakter Rummser bauen, der zwar ebenfalls nichts im Wettbewerb von Cannes verloren hätte. Aber zumindest nicht langweilt.

Takashi Miike
Takashi Miike

Kommentar verfassen