Locarno 15: GUIBORD S’EN VA-T-EN GUERRE von Philippe Falardeau (Piazza Grande)

Micheline Lanctôt, Patrick Huard, Suzanne Clément © Agora
Micheline Lanctôt, Patrick Huard, Suzanne Clément © Agora

Der Kanadier Philippe Falardeau hatte die Piazza Grande schon 2011 mit seinem Monsieur Lazhar in der Tasche, beziehungsweise den Publikumspreis. Gut möglich, dass es ihm auch mit dieser fein gesponnenen Politfarce wieder gelingt.

Da beginnt ein optimistischer junger Mann aus Haiti eine Stage beim Parlamentsabgeordneten für Prescott-Makadewà-Rapides-aux-Outardes in Québec. Der eifrige Praktikant kennt sich mit Kanadas politischer Kultur und Geschichte besser aus, als sein neuer Boss, der ehemalige Hockey-Spieler Guibord. Und jeden Abend berichtet er via Skype nach Hause nach Haiti, wo sich bald ein Guibord-Fanclub bildet.

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Ureinwohner und Holz-Truck-Fahrer blockieren sich gegenseitig mit Strassensperren, die Regierungspartei braucht eine Parlamentsmehrheit, um in den Krieg zu ziehen, und schliesslich fällt ausgerechnet Guibord das alles entscheidende Swing-Vote zu.

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Falardeau holt aus der Geschichte rund um den viel zu aufrechten und anständigen Provinzpolitiker ein Maximum nicht nur an Komik heraus, sondern auch an Menschlichkeit. Dabei helfen die Schauspieler, Patrick Huard als Steve Guibord und die bei uns auch schon aus den Filmen von Xavier Dolan und aus Jean-Jacques Zilbermans A la vie (Piazza Grande 2014) bekannte Suzanne Clément als seine Frau mit ihrem für Schweizer Ohren besonders exotischen Quebec-Französisch.

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Und eine Entdeckung ist Irdens Exantus als eifriger und belesener Praktikant Souverain aus Haiti. Sein unglaubliches Lächeln in den absurdesten Situationen lässt dem jungen Mann die Herzen zufliegen, jene der Filmfiguren und jene der Zuschauer.

Irdens Exantus, Patrick Huard © Agora
Irdens Exantus, Patrick Huard © Agora

Dazu kommen wunderbar groteske Situationen wie der Umstand, dass die Trucker Strassensperren errichten aus Protest gegen die Strassensperren der Indianer. Oder das Problem, dass die entscheidende regierungstreue Parlamentarierin nicht abstimmen kann, weil sie nach einer kosmetischen Brustoperation im Koma liegt – dann aber vom skrupellosen Premierminister einfach als stimmberechtigter Zombie im Rollstuhl vorgeführt wird.

Patrick Huard © Agora
Patrick Huard © Agora

Selten war Politik verständlicher, lustiger und tragikomischer als in dieser wunderschön gefilmten Farce aus Kanada.

Regisseur Philippe Falardeau © Agora
Regisseur Philippe Falardeau © Agora

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