Er ist, wie sein Werk auch, ein nationales Monument, wuchtig, grotesk, bedeutsam: Friedrich Dürrenmatt. Ein Kinofilm über ihn hatte am Samstag Premiere am Zürich Film Festival, Dürrenmatt. Eine Liebesgeschichte heisst er und er ist von der Dokumentarfilmerin Sabine Gisiger (Yalom’s Cure). Am Zürich Filmfestival sprach ich mit Sabine Gisiger über ihren Film.
Mit seinem ersten Spielfilm Der Freund gewann der damals 36jährige Filmemacher 2008 den Schweizer Filmpreis Quarz. Und mit Die Standesbeamtin bewies er nur ein Jahr später, dass er ein Händchen für leichte, romantische Komödien hat. Jetzt, sechs Jahre später, schlägt Micha Lewinsky ganz andere Töne an: Nichts passiert heisst der Film, der am Zürich Film Festival am Samstagabend Premiere feierte. Und natürlich passiert ganz viel darin. „ZFF2015: NICHTS PASSIERT von Micha Lewinsky“ weiterlesen
Kino im Kopf – mit Michael Sennhauser. «Une jeunesse allemande» ist ein französischer Dokumentarfilm über deutsche Terroristen. «The Sounds of Hollywood» ist ein Buch über jüdische Komponisten im Exil. Karl Spörri ist der Co-Direktor des Zurich Film Festivals. Und Walter Murch hat Coppolas Helikopter auf der Tonspur zum Fliegen gebracht. Und auch wir legen natürlich wieder eine Tonspur zum Erkennen aus. Und Filmtipps zu den Unverpassbaren, wie gewohnt.
Une jeunesse allemande von Jean-Gabriel Périot. Der französische Dokfilmer rekonstruiert die Entstehung und Radikalisierung der RAF in Deutschland ausschliesslich über Archivmaterial und zeitgenössische Filme. Faszinierend, erhellend und erschreckend aktuell.
Wild Women – Gentle Beasts von Anka Schmid: Die Schweizer Dokumentarfilmerin interessiert sich für die Frauen, die im Zirkus mit Raubtieren spielen, für ihren Alltag, ihr Selbstverständnis und für das, was sie von ihren männlichen Kollegen unterscheidet. Ein eindrücklicher Besuch in einer verschwindenden Welt.
Ich und Kaminskivon Wolfgang Becker: Becker hat seinen Film nach dem Kunst-Satire-Roman von Daniel Kehlmann überladen und überfrachtet. Aber die Einzelteile sind stark, die Darsteller toll und der Film trotz Überdosis ein Erlebnis.
Youth von Paolo Sorrentino. Michael Caine und Harvey Keitel als alternde Künstlerfreunde im Schweizer Luxusresort. Ein überbordendes, felineskes Meisterwerk zwischen Altherrenwitz, Kunstkritik und Lebensweisheit.
El botón de nácar von Patricio Guzman. Der chilenische Filmemacher schlägt nach seinem Nostalgia de la luz von 2010 einen weiteren philosophisch-poetischen Bogen über Patagonien und seine Vergangenheit von den Opfern des Kolonialismus bis zur Pinochet-Dikatur. Provozierend elegant und fast esoterisch konsequent.
Im Filmpodcast morgen: Une jeunesse allemand, Karl Spoerri vom ZFF, The Sounds of Hollywood.
Kino im Kopf heute mit Michael Sennhauser. Ich habe den neuen Film vom Goodbye Lenin-Erfolgsduo Wolfgang Becker und Daniel Brühl gesehen, die Kehlmann-Verfilmung «Ich und Kaminski». Und ich habe die Schweizer Filmemacherin Anka Schmid getroffen und mit ihr über ihren Dompteusen-Dok «Wild Women Gentle Beasts» gesprochen. Die Tonspur haben wir auch wieder. Und die Kurztipps, wie jede Woche.
Wild Women – Gentle Beasts von Anka Schmid: Die Schweizer Dokumentarfilmerin interessiert sich für die Frauen, die im Zirkus mit Raubtieren spielen, für ihren Alltag, ihr Selbstverständnis und für das, was sie von ihren männlichen Kollegen unterscheidet. Ein eindrücklicher Besuch in einer verschwindenden Welt.
Ich und Kaminskivon Wolfgang Becker: Becker hat seinen Film nach dem Kunst-Satire-Roman von Daniel Kehlmann überladen und überfrachtet. Aber die Einzelteile sind stark, die Darsteller toll und der Film trotz Überdosis ein Erlebnis.
Youth von Paolo Sorrentino. Michael Caine und Harvey Keitel als alternde Künstlerfreunde im Schweizer Luxusresort. Ein überbordendes, felineskes Meisterwerk zwischen Altherrenwitz, Kunstkritik und Lebensweisheit.
El botón de nácar von Patricio Guzman. Der chilenische Filmemacher schlägt nach seinem Nostalgia de la luz von 2010 einen weiteren philosophisch-poetischen Bogen über Patagonien und seine Vergangenheit von den Opfern des Kolonialismus bis zur Pinochet-Dikatur. Provozierend elegant und fast esoterisch konsequent.
La tête haute von Emmanuelle Bercot. Catherine Deneuve als geduldige Jugendrichterin bringt einen komplizierten Jungen auf den richtigen Weg. Eindrücklich, direkt und glaubwürdig.
Im Filmpodcast morgen: Ich und Kaminski und Wild Women – Gentle Beasts.
Der Film Abluka des 41jährigen türkischen Regisseurs Emin Alper spielt in einem alptraumhaft düsteren Istanbul: ständig erschüttern Bombenexplosionen die Stadt, ganze Viertel sind abgeriegelt und nur per Checkpoint zu erreichen. Die Geheimpolizei rekrutiert Spitzel.
Eine düstere Vision der Stadt Istanbul zeichnet Alper, sein Film ist düster und dunkel, seine Figuren einsam und unglücklich. Abluka beginnt als Drama und wird dann aber nach und nach zu einer albtraumhaften Parabel, in der die Wege der Protagonisten unheilvoll verknüpft werden.
Kino im Kopf – heute mit Michael Sennhauser. Ich bin begeistert von Paolo Sorrentinos «La giovinezza» – besser bekannt als Youth – mit Michael Caine und Harvey Keitel. Und fasziniert vom Perlmuttknopf El botón de nácar des chilenischen Dokumentarfilmers Patricio Guzman. Und Brigitte Häring berichtet aus Venedig. Dazu wie gewohnt eine rätselhafte Tonspur. Und natürlich die Kurztipps der Woche.
Youth von Paolo Sorrentino. Michael Caine und Harvey Keitel als alternde Künstlerfreunde im Schweizer Luxusresort. Ein überbordendes, felineskes Meisterwerk zwischen Altherrenwitz, Kunstkritik und Lebensweisheit.
El botón de nácar von Patricio Guzman. Der chilenische Filmemacher schlägt nach seinem Nostalgia de la luz von 2010 einen weiteren philosophisch-poetischen Bogen über Patagonien und seine Vergangenheit von den Opfern des Kolonialismus bis zur Pinochet-Dikatur. Provozierend elegant und fast esoterisch konsequent.
La tête haute von Emmanuelle Bercot. Catherine Deneuve als geduldige Jugendrichterin bringt einen komplizierten Jungen auf den richtigen Weg. Eindrücklich, direkt und glaubwürdig.
Härte von Rosa von Praunheim. Die Dokufiktion blickt zurück auf das Leben des brutalen Berliner Zuhälters Andreas Marquardt und seiner Freundin Marion. Der Titel trifft, aber auch die zeitreisenden Filmbilder von Elfi Mikesch – und von Praunheims Blick für die ungelösten Widersprüche in einem vordergründig geläuterten Leben.
Still the Water von Naomi Kawase. Kyokos Mutter stirbt und Saitos Mutter geht fremd. Die beiden Teenager sind Nachbarn und werden Freunde, der Film von Naomi Kawase berührt und trifft und geht in seiner Richtigkeit zu Herzen.
Im Filmpodcast morgen: Youth und Helmut Förnbacher, El botón de nacar, und aus Venedig The Endless River.
Noch sind nicht alle Filme im Wettbewerb von Venedig gelaufen, dennoch wird zwischen den Kinovorstellungen schon spekuliert, wem der Goldene Löwe dieses Jahr gebührt. Der internationale Wettbewerb ist dieses Jahr so breit in Thematik, Genres und formaler Ausprägungen wie schon lange nicht mehr. Science Fiction steht neben Neuem Realismus, Groteske neben Biographien, Dokumentation und Fiktion werden vermischt, sogar ein Animationsfilm ist zu sehen. Ziemlich oft aber steht hinter den Filmen ein reales Ereignis.