THE HAPPY FILM
von Stefan Sagmeister und Ben Nabors

© Real Fiction

Der Österreicher Stefan Sagmeister hat in New York Karriere gemacht, als Graphic Designer. Die Rolling Stones, Jay-Z oder die Talking Heads bestellten ihre Album-Covers bei ihm. Aber die Suche nach dem Glück liess ihn nicht los. Und so entstand The Happy Film als Selbstversuch.

© Real Fiction

«Mögen alle Lebewesen glücklich sein…» wünscht der Meditations-Guru auf Bali, bei dem Stefan Sagmeister seine Glückssuche beginnt. Aber, so merkt Sagmeister schnell, vom meditativen Stillsitzen bekommt er erst mal bloss heftige Rückenschmerzen.

Angefangen hatte das Projekt aber schon viel früher, wie so vieles in Sagmeisters Leben, als Graphic Design-Project. Er hatte in einem seiner kreativen Sabaticals auf Bali Möbel gebastelt, Stühle mit Schriftzügen als Lehnen, und ein Freund fragte ihn, ob das denn nun alles sei, was er nach seiner Auszeit vorzuweisen habe.

Sagmeister und Jessica Walsh © Real Fiction

Das löste erst ein paar Fragen aus, und dann die systematische Suche nach dem Glück.

Konsequenter weise beginnt der fertige Dokumentarfilm, der jetzt bei uns im Kino zu sehen ist, mit einer Warnung:

This film will not make you happy.

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Um es gleich vorwegzunehmen: Das ist gelogen. The Happy Film kann mich als Zuschauer durchaus glücklich machen. Schliesslich erlebe ich Stefan Sagmeisters anstrengende Selbstversuche gerafft und pointiert und ironisch aufbereitet.

In der amerikanischen Tradition eines Michael Moore oder eines Morgan Spurlock, der sich im dokumentarischen Selbstversuch Super Size Me (2004) an Hamburgern fast zu Tode ass, probiert Stefan Sagmeister drei verschiedene Wege zum Glück.

Er geht zum Meditieren nach Bali. Er versucht es mit therapeutischer Psychologie und Verhaltensoptimierung. Und er setzt schliesslich auf legale Drogen: Psychopharmaka unter ärztlicher Aufsicht.

© Real Fiction

Alle drei Versuche gelingen und scheitern. Dreimal verliebt sich Sagmeister, dreimal geht die Beziehung wieder in Brüche. Und dazwischen wird gebastelt und gezeichnet, fotografiert und inszeniert.

Da ist zum Beispiel der Bau der Endtitel, also des Schriftzugs «The End» – übrigens die erste Szene im Film: Sagmeister und sein Team füllen hunderte von gelben Ballonen, blasen ein paar dutzend schwarze dazu auf, montieren die schwarzen vor die gelben als Schriftzug. Und dann hängt sich Sagmeister unter die Ballontraube und versucht abzuheben. Bloss: Er ist zu schwer. Zu fett. Darum lässt er schliesslich seine viel leichtere Freundin in die Luft gehen, von der wir dann erst am Ende des Films erfahren, dass er sie vielleicht doch nicht heiraten wird…

The Happy Film ist das quirlige Dokument einer siebenjährigen künstlerischen Kollaboration unter Freunden, mit Ausstellungen, Vorträgen, verspielten Experimenten und viel Selbstironie. Aber auch die für einen Film unumgängliche Tragik kommt wie von selber ins Spiel. Einerseits über die gescheiterten Beziehungen des Protagonisten, andererseits aber auch über den frühen Tod seines engsten Mitarbeiters und ersten Regisseurs.

Stefan Sagmeister © Real Fiction

Sagmeister sagt: «Wir haben vor sieben Jahren mit dem Film begonnen, ein Zeitraum von achtzehn Monaten war für das Projekt geplant. In den vierundachtzig Monaten, die wir für die Produktion dieses kleinen Films benötigten, passierten alle nur erdenklichen Katastrophen, der Tod unseres Ko‐Regisseurs eingeschlossen. Die Arbeit am Happy Film hat mich zutiefst unglücklich gemacht.»

Aber das Resultat all der Leiden, der kreativen Anstrengungen und Irrwege macht Spass, ist intelligent und letztlich durchaus zielführend. Zumindest für uns im Kino.