Locarno 19: PA-GO von Park Jung-bum (Wettbewerb)

© Second Wind Film

Vielleicht müsste man die koreanische Gesellschaft besser kennen, um diese wie ein leicht wirrer Krimi aufgebaute Dorfgeschichte ganz zu entschlüsseln. Aber die wesentlichen Züge werden doch gegen Ende hin klar.

Die Polizistin, die für zwei Jahre mit ihrer Tochter in diese Küstenortschaft versetzt wurde, ist offenbar in Scheidung. Die Tochter sehnt sich nach ihrem Vater und nach Seoul zurück. Die Mutter nimmt Pillen gegen Panikattacken.

Der Ort scheint ausschliesslich von Männern bewohnt, auch wenn irgendwann ein paar gleichaltrige Mädchen die Tochter der Polizistin ins Hühnergatter sperren.

Die einzige junge Frau, Yea-eun, lebt bei ihrem Grossvater und dem Fischhändler und zwei jungen Männern, die für ihn arbeiten. Die Polizistin stellt am Abend ihres Begrüssungsumtrunks fest, dass Yea-eun sich prostituiert.

Warum allerdings, bleibt ihr schleierhaft.

Vieles bleibt so in diesem Film, der sich aber gegen Ende hin als eine jener stellvertretenden Dorfgeschichten entpuppt, in denen jeder ein Geheimnis hat, jede schuldig ist, und alle über irgendetwas lügen.

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Inszeniert und gefilmt ist das ziemlich routiniert, kaum eine Einstellung von Pa-Go wird besonders in Erinnerung bleiben. Dafür bleiben zwei Umstände hängen:

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Zum einen die Geschichte von den angeblichen gefährlichen Wildschweinen in der Umgebung, vor denen man sich zu hüten hat, und die von den Männern gejagt werden. Terrorismusgerüchte im Gebüsch.

Und zum anderen die wachsende Solidarität der drei Frauen, die sich nicht nur gegen die Lügen der Männer behaupten müssen, sondern auch gegen ihre eigenen Konflikte untereinander.

Die Polizistin bringt mit ihrer Investigation wegen Prostitution Yea-eun in Schwierigkeiten. Ihre Tochter ist aufgebracht gegen sie, weil sie nicht weiss, welcher Elternteil wie viel Anteil an der Scheidung hat und ob sie selber nicht einfach zum Spielball geworden ist.

© Second Wind Film

Ein gemeinsames Thema liegt im Titel. PA-GO wird mit «height of the wave» übersetzt, also möglicherweise mit jenem höchsten Punkt der Welle, an dem sie bricht. Yea-eun jedenfalls traut sich nicht mehr auf ein Boot, seit ihre Eltern vor ihren Augen von Deck gespült wurden. Und die Polizistin ist traumatisiert, weil sie jahrelang zuständig war für die Bergung von Wasserleichen.

Viel Stoff also für metaphorische Verknüpfungen, Bilder und Situationen. Ein bisschen zu viel.

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