Duisburg 15: THOMAS HIRSCHHORN – GRAMSCI MONUMENT von Angelo A. Lüdin

In der Schweiz war der Dokumentation von Angelo Lüdin kein grosser Kinoerfolg beschieden. Das liegt allerdings eher daran, dass das mediale Spektakel um das künstlerische «System Hirschhorn» schon wieder durch war, als der Film herauskam. Zuviel Hirschhorn auf einmal ist schwer verdaulich. Zu dem Schluss kann man auch kommen, wenn man sich diesen sorgfältig gemachten, …

Duisburg 15: PROCEDERE von Simon Quack

«Nehmt dem Mann das Zoom weg», schimpft die Kollegin im Kinositz neben mir leise. Eben hat das ohnehin für die Kinoleinwand viel zu grobkörnige Bild zum dritten Mal auf die grosse Dachkrone auf der Kuppel des Deutschen Bundesgerichsthofes gezoomt. Und danach mehrfach auf den stilisierten Adler am Eingang und auf den Schriftzug BUNDESGERICHTSHOF. Zu dem …

Duisburg 15: PISTOLEROS von Karin Becker, Silvia Wolkan & Aline László

«Western Leone» heisst die Geisterstadt in Spanien. Und bevölkert ist sie von ein paar wenigen Menschen, Pferden und Hunden. Und dem Geist der grossen Vergangenheit. Denn hier, in Spanien, wurde einst nicht nur Sergio Leones C’era una volta il West gedreht, sondern hunderte von Italowestern. Einst war das brettergenagelte Kulissenstädtchen eine lukrative Location, später immerhin …

Duisburg 15: WIE DIE ANDEREN von Constantin Wulff

Die Psychiatrie, dieser Ort jenseits des Alltags. Und erst die Jugendpsychiatrie! Völlig jenseits. Unbekannt. Unheimlich. Kann man da filmen? Willigen Kinder und Jugendliche ein, da mitzuwirken? Machen Ärztinnen und Pfleger mit? Constantin Wulff wusste es nicht sicher. Sein Dokumentarfilm In die Welt (2008) über eine Wiener Geburtsklinik war nicht nur grossartig, er zeigte auch ein …

Duisburg 15: THE DAYS RUN AWAY LIKE WILD HORSES OVER THE HILLS von Marcin Malaszczak

Der Titel ist ein Bukowski-Zitat, der Film einmal mehr ein Solitär. Malaszczak, der hier in Duisburg vor zwei Jahren mit seinem weitgehend durchinszenierten Dokumentarfilm Sieniawka verblüfft hat, geht wieder an die Ränder des Bildes. Er filmt vertraute und vertrauende Frauen, als ob er nicht dabei wäre. Seine klar dokumentarische Kamera wird von den Protagonistinnen ignoriert, …

Duisburg 15: ARLETTE – MUT IST EIN MUSKEL von Florian Hoffmann

Der Film, der die diesjährige Duisburger Filmwoche eröffnet hat, ist ein Nachkomme des Duisburger 3Sat-Preisträgers von 2011. Und der Filmemacher Florian Hoffmann der Sohn der damaligen Preisträgerin Heidi Specogna. In Carte Blanche war ein weinendes Mädchen in Zentralafrika zu sehen, das sechs Jahre früher von Rebellen angeschossen worden war. Damals schrieb ich hier:

Duisburg 15: Ausgänge an der 39. Duisburger Filmwoche

Heute geht es wieder los an einem Lieblingsdokumentarfilmfestival in Duisburg: Ausgänge stehen heuer zur Debatte. Und das ist natürlich, wie immer bei der Filmwoche, ein vieldeutiges Wort. Ein Ausgang kann ein guter sein, oder ein schlechter. Ein Grexit oder ein Notausgang. Der Ausgang einer Geschichte oder ein Abend mit Kino und Essen. Aus der Schweiz …

Duisburg 13: ASSESSMENT von Mischa Hedinger

Herr Strässle wird ausfällig, zumindest für Schweizer Verhältnisse. Mit seinem Ausbruch erschreckt er die anderen Sitzungsteilnehmer. „Ich chumme grad widdr obenaabe“ schiebt er nach, aber die Verstörung bleibt hängen im Raum. Herr Strässle war Typograph, aber die werden schon lange nicht mehr gebraucht. Er hat darum auch den Beruf gewechselt. Das ging ein paar Jahre …

Duisburg 13: NACHT GRENZE MORGEN von Tuna Kaptan und Felicitas Sonvilla

Einen rechten Brocken haben sich Kaptan und Sonvilla für ihre Zwischenarbeit an der HFF München ausgesucht: einen Bericht vom Rande der Festung Europa. In Edirne, an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland, haben sie sich mit zwei jungen Schleppern angefreundet, einem Syrer und einem Palästinenser, welche ganz unten in der losen Hierarchie die Frontarbeit …

Duisburg 13: SIENIAWKA von Marcin Malaszczak

Der Power-Ranger in der weissen Unterwäsche steht am geleiteten Abgrund, am Anfang dieses Films, der abträgt, indem er aufträgt. Am Ende des Films begegnen wir ihm wieder, dann ist aber der Schluss der Anfang. Am Anfang des Anfangs deponieren zwei Männer einen in rosa Tuch eingewickelten Menschen vor einer Tür und verschwinden schnell wieder. Marcin …