(Nizza im Anflug)
Nicht dass das Fischerstädtchen ausgerechnet auf mich gewartet hätte. Höchstens mein Hotelier, der dieses Jahr für meine Besenkammer noch einmal 20 Euro mehr will pro Nacht, also 130 Euro, Vorauskasse im März, Blockbuchung für 12 Nächte, auch wenn man nicht alle brauchen würde. Aber schliesslich finanzieren sich etliche Cannois ihre Wohnung fürs ganze Jahr, indem sie sie in diesen zwölf Tagen an verzweifelte Filmleute vermieten und selber vorübergehend zur Tante aufs Land ziehen…
Nein, Cannes hat nicht auf mich gewartet. Ich bin einer von 3000 Journalisten aus der ganzen Welt und einer von rund 10000 Festivalgängern überhaupt. Aber es ist doch jedes Jahr eine Art nach Hause kommen, nur schon die Anflugkurve des Jets über der Bucht von Nizza, und dann die Busfahrt durch die völlig verstopften Strassen nach Cannes, der erste Café im "Crillon". Morgen gehts los: 0620 live Telefon-Gespräch mit DRS1. 0810 live Telefon-Gespräch mit DRS3. 0900 Gesprächsaufzeichnung bei Radio France im Keller des Palais du Festival, für DRS2aktuell. Den Beitrag für Rendezvous habe ich gestern schon produziert … und am Donnerstag wollen sie dann alle nix. Weil Auffahrt ist. Macht aber …
… auch nix, hier gibts keine Pause. Oder doch: Heute Abend. Ich gehe Fische essen mit den Kollegen vom "Bund" und von der "Sonntagszeitung". Und gemeinsam freuen wir uns auf den Eröffnungsfilm "My Blueberry Nights" von Wong Kar Wai, mit Nora Jones, Natalie Portman, Jude Law … ein US-Roadmovie vom Hongkong-Star. Wir sehen den schon morgen um 10 Uhr, dafür haben wir dann nichts verloren unter den geladenen Gästen der Eröffnungsgala. Privilegien haben eben ihren Preis …