Une vieille maîtresse

Nach ihrem Hirnschlag vor drei Jahren hat sich die streitbare französische Filmemacherin Catherine Breillat den Roman eines Dandy aus dem 19. Jahrhundert angeeignet. Die Geschichte der «alten Geliebten» stammt von Jules-Amédée Barbey d’Aurevilly und ist eine Art Gegenentwurf zu den xfach verfilmten «Liaisons dangereuses» von Choderlos Laclos. Obwohl der Film ein «period piece» ist, ein Kostümfilm, passt er doch bestens ins Oeuvre von Catherine Breillat, die mit Filmen wie «Romance» oder «Sex is Comedy» immer wieder provoziert hat. Es ist die Geschichte eines jungen Parisers, der zehn Jahre eine Amour fou mit einer leidenschaftlichen Frau aus Malaga (Asia Argento) lebt, und dann die obligate jungfräuliche Adelsdame heiratet. Nur spielt Breillat nicht in erster Linie die Dekadenz und den Zynismus der «liaisons dangereuses» aus, sondern die wahre Leidenschaft ihrer Figuren, die direkte, unverfälschte und absolute Hingabe an die Gefühle des Augenblicks und ihre zerstörerische Kraft. Das macht «Une vieille maîtresse» zu einem überraschend modernen Film, mit modernen Figuren. In Kombination mit Breillats erprobtem Talent, Sexszenen direkt und unverschämt zu inszenieren, ergibt das eine nachdenkliche direkte Mischung, manchmal komisch, manchmal erschütternd, nicht immer gleich überzeugend, aber roh und fein zugleich, drastisch und witzig.

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