Capitaine Achab (Wettbewerb)

Moby Dick von Melville ist eines meiner Leib- und Magenbücher. Enstprechend gespannt bin ich denn auch jeweils auf Versuche, dem Stoff filmisch etwas abzutrotzen. Gescheitert sind schon manche daran, inklusive John Huston und Orson Welles. Capitaine Achab von Philippe Ramos (F) ist der seit langem originellste Versuch und mitunter sehr anrührend. Ramos meint, wenn das Buch „Moby Dick; or, The Whale“ heisse, dann sei sein Film eben „Capitaine Achab or, The Man“. Und tatsächlich ist es ihm gelungen, diesen Sprung zu machen. Das Buch ist unter anderem die Geschichte der Jagd auf einen Gott. Der Film erzählt in fünf Kapiteln vignettenartig aus der Jugend und aus dem Leben von Achab, versucht,zu umreissen, wie aus dem Waisenjungen im Wald ein derart besessener Sucher- und Jäger auf dem Meer geworden ist. Gedreht im Freien und in musealen Dekors, evoziert der Film wirklich eine Jugend, die schlüssig auf das Buch hin führt. Der erwachsene, sozusagen komplette Achab wird schliesslich von Denis Lavant gespielt, einem der markantesten Gesichter des französischen Films. Das ist ein Film voller Versprechen und Erinnerungen, ich fühlte mich zwischen durch zurückversetzt in die Lektüre von Mark Twains „Huckleberry Finn“, dann wieder in die fiebrigen Tage der ersten Moby Dick Lektüre. Der Film ist stilisiert, modern im Blick, altmodisch im theatralisch kargen Dekor und letztlich eine Liebeserklärung an die Magie, welche das Lesen im Kopf auslöst. Ein Hybrid, aber ein wunderbarer.

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