Walo Lüönd ausführlich

Emil Lehmann mit Walo Lüönd (c) SennhauserDiesmal musste er nicht ruhig am Tisch sitzen (auch wenn er das in seiner Bescheidenheit klaglos getan hätte), diesmal konnte Walo Lüönd ausführlich reden, befragt vom Kollegen Emil Lehmann für das Tagesgespräch (Rendezvous am Mittag auf DRS1 morgen). Der Hausmeister vom Landhaus hat uns die hintere Tür im obersten Stock geöffnet, damit der hier retrospektierte Veteran mit dem Lift bis direkt an den Interviewtisch fahren konnte. Und das Gespräch? Ein wenig harzig am Anfang, wie so oft, und dann herzlich und angenehm und weiter ausholend, als es die Filmkarriere des Walo Lüönd alleine hätte vermuten lassen. Anhören morgen on air, oder danach als Podcast.

Radio DRS an den Solothurner Filmtagen

Tessiner Kollegin Cristina interviewt Filmtagechef Ivo KummerEs ist jedes Jahr ein neues Vergnügen, von Filmtagemitarbeiter Jean-Claude Käser ein Quartier für das Filmtagestudio zugewiesen zu bekommen. Waren wir in früheren Jahren im grossartigen Palais Besenval, und die letzten beiden Jahre mitten im Geschehen in der Gass-Bar, so sind wir dieses Jahr sozusagen im Zentrum des Geschehens, im obersten Raum vom Landhaus. Und was Ruedi Wild uns da an Technik eingebaut hat, kann sich sehen (und hören) lassen. Und das Beste: Die Arbeit mit den Tessiner und Westschweizer Kolleginnen und den diversen Kollegen aus Deutschland in einem einzigen Raum, das ergibt eine Atmosphäre, die richtig Spass macht.

Max & Co in Solothurn

Ein eigenartiger Effekt war gestern Abend mal wieder in Solothurn auszumachen, einer, der man sonst – vielleicht leider – nicht vermisst, wenn es um Kinofilme geht: Der Respekt vor der Arbeit überlagert die nüchterne Beurteilung ihrer Wirkung. Max & Co. hat viel gekostet (über 30 Millionen Franken), hat viel Aufwand gebraucht und ist für die Schweiz überhaupt zu einem Jahrhundertprojekt geworden. Zudem sind die Brüder Guillaume, die ihn gemacht haben, unglaublich sympathisch. Was sagt man also, wenn einem der Film nicht so verzaubert, wie man das erhofft hat? Man schiebt es der eigenen Indisponiertheit zu, vermisst bei sich selber die kindliche Fähigkeit, sich überwältigen zu lassen und weiss doch eigentlich ganz genau, dass das nicht stimmt, dass andere Filme diesen Effekt durchaus noch haben. Max & Co. ist technisch grossartig, erzählerisch dürftig, in seinem Detailreichtum hinreissend und bei der Figurenzeichnung nachlässig. Die technisch perfekte Puppenanimation hat bei mir Nostalgiereflexe ausgelöst, Stunden vor der (TV-) Augsburger Puppenkiste sind in mir wieder auferstanden. Und gleichzeitig habe ich mich in den Bildern verloren, bin mit dem Blick den hunderten von Details gefolgt, weil die Geschichte, der grosse Bogen, mich nicht zu packen vermochte. Manchmal entstehen aus den trivialsten Plots die grossartigsten Filme, hier leider nicht. Max und Co. ist eher ein Bilderbuch, etwas, das man sich mit Gewinn und Vergnügen immer wieder neu vornehmen kann und dabei immer wieder etwas neues entdeckt. Aber der Film erzählt keine Geschichte, die man wie früher vor dem Einschlafen immer und immer wieder hören möchte. Aber hier noch ein wichtiger Hinweis: Ich habe auch die Geschichte der „Herbstzeitlosen“ dürftig gefunden, den Film als Echo von ähnlichen Filmen erlebt. Das hat niemandem die Freude an dem Film verdorben, hoffentlich.

Vinzenz Hediger nimmt doch an …

Der Mann hat offenbar eine eigene Art, Entschlüsse zu fassen. Aufgrund der Reaktionen auf die Nachricht, dass er auf die Leitung der Cinémathèque suisse verzichte, die wir heute morgen noch weiterverbreitet haben (siehe unten), habe sich Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger heute Nachmittag doch noch zu einem Stellenantritt entschlossen. Irgendwer wird in den nächsten Tagen diesem Mysterium auf den Grunde gehen. Ich nicht. Jedenfalls nicht heut. Ich bin zu müde von der Eröffnung der Solothurner Filmtage … meine Entschlusskraft ist geschwächt. Ich gehe ins Bett.

Hediger verzichtet auf Cinémathèque suisse

Vinzenz Hediger 1991 in Locarno (c) sennhauserWie wir aus zunächst noch inoffizieller Quelle erfahren haben, verzichtet der designierte neue Direktor der Cinémathèque suisse in Lausanne, der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger, aus gesundheitlichen Gründen auf den Posten und bleibt Professor an der Ruhr Universität Bochum. Noch im Oktober hat der Stiftungsrat der Cinémathèque stolz die Wahl Hedigers verkündet, dessen Hinweise darauf, der Vertrag sei aber noch nicht unterzeichnet, hat damals nur Christoph Egger von der NZZ stutzig gemacht. Die meisten von uns haben sich einfach für die Cinémathèque gefreut. Zu früh, wie sich nun abzeichnet.

Metasuche für Schweizer Filme

Matthias Bürcher, der umtriebige Cutter und Betreiber der Schweizer "Filmbuchhandlung" artfilm.ch, hat über die Google-Tools eine Metasuche für Schweizer Filme eingerichtet. Sie indiziert die wichtigsten Ressourcen zum Thema und wertet die Links googletypisch nach Verlinkungshäufigkeit. Für eine schnelle, klar umrissene Suche ein gutes Werkzeug.

NIFFF: tolles Plakat für 2008

affiche NIFFF 2008

Das unvergleichliche Neuchâtel International Fantastic Film Festival NIFFF hat nicht nur einen neuen grafischen Auftritt bekommen, sondern auch zum ersten Mal ein Fotoplakat anstelle der bisherigen wunderbaren Gafiken. Meist bin ich der Grafik eher zugetan und ich trauere den grafischen Filmplakaten der 50er bis 70er Jahre noch lange nach. Aber dieses Plakat hat es in sich. Es verblüfft gleich doppelt, wie sich das für dieses Festival gehört. Da ist nicht nur die Frau mit dem japanischen Schwert und dem Männerhaupt unter dem Arm zu sehen – sondern zugleich die ganze Mache dahinter, also das ganze Konzept des fantastischen Kinos, das ja erst zu leben beginnt, wenn man sich (imaginär oder real) auf beiden Seiten der Leinwand aufzuhalten bereit ist. (Klick auf das Bild vergrössert; ein grosses pdf zum Ausdrucken gibt es auf der offiziellen Webseite.)

 

Filmpodcast Nr. 60: The Kite Runner, Un secret, Asterix, Kinobaisse, Der Freund.

Herzlich Willkommen zu Ihren Augen in den Ohren. Zum 60. Filmpodcast begrüsst Sie Michael Sennhauser, und das sind unsere Beiträge heute: Marc Forsters Verfilmung des afghanisch-amerikanischen Romans «The Kite Runner». In Frankreich geht Claude Miller die Erinnerung an den Holocaust aus einer anderen Perspektive an mit «Un secret». Ebenfalls aus Frankreich ein Premierenbericht zum neuen Asterixfilm. Dazu ein kurzes Gespräch zum Rückgang der Kinobesucherzahlen im letzten Jahr und schliesslich ein ausführliches Gespräch von Pierre Lachat mit Micha Lewinsky zu seinem Film Der Freund. Dazu wie üblich Kurztipps und Ratespiel.

[audio http://pod.drs.ch/mp3/film/film_200801180800.mp3]

Erste Besprechung von J.J. Abrams‘ Cloverfield

Todd McCarthy, Chefkritiker der amerikanischen Branchenzeitschrift Variety, hat eine erste Besprechung des seit Juli 2007 gehypten neuen Monsterfilms „Cloverfield“ von „Lost“-Erfinder J.J. Abrams veröffentlicht. Der Film sei, wie erwartet, eine Mischung von „The Blair Witch Project“ und „Godzilla“. Wie schon der Trailer klar machte, wird die ganze Geschichte über Camcorder-Aufnahmen der mehrheitlich jungen Protagonisten quasi-dokumentarisch erzählt, was offensichtlich viel zur Intensität beiträgt. Allerdings entpuppe sich der Angreifer dann eben doch als klassisches Monster, und das reduziere den Terror naturgemäss. Denn klassische Monster sind grundsätzlich zerstörbar. Faszinierendes Details für die Schweiz: So wie es aussieht, wird der Film vom Verleiher den Medien nicht wie sonst üblich vorgängig gezeigt. Normalerweise ist das Indiz dafür, dass sich der Verleih vor schlechten Kritiken fürchtet. In diesem Fall gehe ich davon aus, dass der Hype und die Spekulationen um den Film, wie sie von der Internetkampagne initiiert wurden, möglichst lange aufrecht erhalten werden soll.

Ein Kampf um Rom

Goffredo Bettini, der Festivalpräsident des jungen Römer Filmfestivals, hat nicht nur die Konkurrenz verärgert, sondern auch Italiens Kulturminister Francesco Rutelli. Wegen seiner Nähe zu einem geplanten Musikfestival hat er die nächste Ausgabe des erst vor kurzem aus dem Boden gestampften Filmfestivals von Mitte Oktober auf den 2. Oktober vorverlegt. Damit liegt nicht einmal mehr ein Monat zwischen dem "neureichen" Römer Filmfestival und dem alteingesessenen Filmfestival von Venedig (27. Aug. – 6. Sept.). Noch ärger trifft es die Veteranen vom renommierten Stummfilm-Festival in Pordenone, welches dieses Jahr vom 4. zum 11. Oktober geplant ist – also gleichzeitig. Man kann also ruhig sagen, das in Bella Italia nicht nur der Abfall in Neapel am Dampfen ist … [Quelle: Variety]