Das Ende der HD DVD und der Triumph der Hochsicherheitsfilme

Bild geklaut von neuerdings.comSeit Tagen wurde im Web das Ende des Formatstreits zwischen HD DVD und Blue-Ray diskutiert. Jetzt hat Toshiba sich gegen sein eigenes Format entschieden, damit ist Blue-Ray der potentielle Sieger im Rennen um die DVD-Nachfolge, wie seinerzeit die VHS-Kassette (die auch nicht die konsumentenfreundlichste Lösung war). Verständlich zwar, dass sich Filmfreunde und Techies freuen, dass endlich klare Verhältnisse herrschen und sie wissen, was sie kaufen sollen. Zum Beispiel beim besten Schweizer Gadget-Blog neuerdings.com (wo ich auch das nette Bild geklaut habe). Was dabei allerdings die meisten vergessen: Blue-Ray ist von Sony. Sony ist ein Konglomerat, das nicht zuletzt "Content", sprichFilme, produziert. Und die grosse Unterstützung für Blue-Ray seitens der Filmindustrie geht vor allem auf das extreme DRM (Digital Rights Management) des Blue-Ray Systems zurück. Das heisst: Diese Filme sind auf Hochsicherheitscontainern gespeichert. Die laufen nicht nur bloss auf zertifizierten Playern, die brauchen auch entsprechend zertifizierte Monitore, Projektoren etc. Die Hardwareindustrie (u.a. Sony) und die Software-Industrie (u.a. Sony) hat sich die totale Kontrolle gesichert und verdient an allen Enden des Systems. Dass Blue-Ray Discs nicht so leicht zu kopieren sind, wie die herkömmlichen DVD, das darf man nicht öffentlich bedauern, auch wenn die meisten Cinemathèquen ihre Bestände nicht auf industriekonformen Wegen zusammentragen konnten. Aber dass mit dem DRM, das nun auf uns zukommt, zumindest theoretisch einmal gekaufte Filme auch nachträglich noch von den Rechteinhabern physisch gesperrt werden können (über ungültig erklären der Schlüssel, zwangsflashen der Player beim Abspielen neuer Filme etc.), das ist ungemütlich. Noch ungemütlicher aber ist der Umstand, dass kleine Filmemacher, Independents und Studentinnenfilme sich die Blue-Ray Plattform gar nicht werden leisten können. Die Industrie hat die totale Kontrolle über die Wertschöpfungskette bis zur Konsumentin. Wer Monitore bauen will, muss zahlen. Wer Player bauen will, muss zahlen. Wer mit seinen Filmen in meine gute Stube will … muss zahlen. Die Musikindustrie ist eben daran, sich aus dem DRM-Schlamassel hochzurappeln. Die Filmindustrie bastelt an ihrem eigenen Hochsicherheitsgefängnis.

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