Die Meute: Natalie Portmans Photocall

Wenn man draussen hinter dem Presseraum auf der Dachterasse des Festivalbunkers die Photographen brüllen hört, dann weiss man, es ist wieder Photocall. „NATALIIIIIEH“. Das Brüllen soll bewirken, dass die Objekte in die richtige Richtung gucken. Bloss: Wenn 50 Photographen gleichzeitig brüllen, ist das ineffizient. Wahrscheinlich dient es ohnehin eher der Triebabfuhr, denn was die Kollegen mit den Kameras hier treiben, ist noch ein Zacken schamloser, als das Metier der anwesenden Filmjournalisten. Nein, ich meine nicht das Paparazzen, das können die hier gar nicht. Aber 50 Kameras in einer Reihe machen nun mal einfach 50 identische Bilder. Das unterscheidet sich nicht von den Round-Table-Interviews mit den gleichen Stars, wo 12 Leute dem sogenannten „Talent“ je eine Frage stellen, der Reihe nach und dann kommt die nächste Gruppe dran.

Natürlich gehts auch anders. Es gibt immer wieder Photographen, die nicht die Standardbilder schiessen. Und auch als Journalist kann ich mich dem Fliessband verweigern. Ich kriege dann den Regisseur aus Argentinien, die Schauspielerin aus Portugal oder den Kameramann aus Holland für ein exklusives und ausführliches Gespräch. Wenn ich dann noch das Glück habe, dass ein Schweizer Filmverleiher den Film einkauft und ihn in der Schweiz ins Kino bringt, dann gibt das am Ende eine schöne Reflexe-Sendung für DRS2. Wenn nicht, dann war es ein anregendes Gespräch. Aber dafür schicken die meisten Redaktionen ihre Leute nicht nach Cannes. Also bitte keine blöden Sprüche über die Kollegen, welche hier das Spiel mitspielen.

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