Uff, ich brauche dringend eine homöopathische Dosis hirnloses Entertainment. Bis jetzt hat nämlich ein Filmhammer den nächsten abgelöst hier in Cannes. Auf die Gewalt der desozialisierten Blinden im Eröffnungsfilm Blindness folgten die Massaker von Sabra und Shatila in Ari Formans Waltz with Bashir, dann die Schwangeren und die Mütter mit ihren Kindern im argentinischen Frauen-Gefängnis in «Leonera» (Löwinnengrube) von Pablo Trapero, und darauf noch, höchst ästhetisch inszeniert, Blut, Schweiss, Scheisse und Hungerstreik in Irland im IRA-Film «Hunger» von Steve McQueen. Und nun hat uns auch noch der Türke Nuri Bilge Ceylan mit seinem dritten Film hier im Wettbewerb die menschliche Fähigkeit zu Feigheit und Grausamkeit mit einem furiosen Macho-Melodrama (Drei Affen) nähergebracht. Da gesellte sich zum Staunen über die inszenatorische Virtuosität noch die — zumindest mir — etwas peinliche Erkenntnis, dass ich mit den dargestellten, für uns eindeutig überholten, Vorstellungen von Männer- und von Frauenehre wahrscheinlich mehr hätte anfangen können, wenn der Film aus Thailand oder Korea gekommen wäre. Unser altes Problem mit der Türkei: Alles so nahe und doch so anders. Nun, wir wollen nicht klönen. Die Filme sind zwar erschütternd und deprimierend, aber sie sind auch alle ausgezeichnet bis jetzt.