Cannes: Clint Eastwoods Exchange

Angelina Jolie in Clint Eastwoods "The Exchange"
Angelina Jolie in Clint Eastwoods 'Changeling'

Niemand ist ganz sicher, ob Clint Eastwoods Film nun «The Exchange» heisst, oder «The Changeling». Beide Varianten existieren, das Filmfestival von Cannes benützt seit gestern «The Exchange». Passend ist ja beides, das Projekt lief lange unter «The Changeling», auch wenn das eher nach einem Horrorfilm tönt. Ein Horrorfilm ist das nun allerdings nicht. Die Geschichte um die von Angelina Jolie gespielte alleinerziehende Mutter in Los Angeles Ende der 20er Jahre ist sogar ziemlich spannend. Sie vermisst ihren jungen Sohn, die Polizei bringt ihn zurück, sie erkennt ihn aber nicht wieder. Das LAPD, dringend auf Fahndungserfolge angewiesen, besteht darauf, das sei ihr Sohn und setzt alle Hebel in Bewegung, die «Rabenmutter» zu diskreditieren. Bis ein paar sehr unpassende Kinderleichen auftauchen, und ein von John Malkovich gespielter Radio-Priester der Frau hilft, die korrupte LA-Polizei auszuhebeln. Das ist tatsächlich ein spannender Stoff, allerdings ist Eastwoods Inszenierung dermassen hölzern, dass man meistens aussen vor bleibt. Es ist nicht ganz einfach, den Finger auf die wunden Punkte dieses Films zu legen. Da ist einerseits die dermassen absurde Ausgangslage, die einfach absurd bleibt, auch wenn die Mechanismen der Druckausübung recht einleuchtend gezeigt werden. Dann sind da die Kinderdarsteller, die schlicht und einfach überfordert sind von ihren Rollen, John Malkovich, der sein übliches Shtick abliefert und die vielen korrupten Polizisten, Ärzte, Psychiatrieschwestern und ein Serienkinderkiller (der killt nicht Serienkinder, sondern Kinder in Serie), der eher an die Simpsons erinnert, als an einen realistischen Thriller. Angelina Jolie wirkt einigermassen überzeugend, auch wenn ihre hübsche Studiofrisur schon in Föhnwellen liegt wenn am Morgen ihr Wecker klingelt. Eastwood hat immer wieder hölzerne Filme gemacht, abwechselnd mit überaus wirkungsvollen. Dieser ist vielleicht zum ersten Mal beides. Denn trotz aller Mängel, trotz der gut geölten Studio- und Dekormaschine, dem punktgenauen Einsatz der Musik und aller anderen technischen Elemente, trotz teilweise lausiger Schauspielleistungen ist die Dramaturgie energisch, die Spannung durchgehalten und die Geschichte selber spannend genug, um das Publikum zu halten.

Kommentar verfassen