SFT09: Der Schweizer Film und das Media-Programm

Pascal Couchepin in Solothurn (c) sennhauser
Pascal Couchepin in Solothurn © sennhauser

An den Solothurner Filmtagen traf heute morgen Bundesrat Pascal Couchepin die EU-Medienkommissarin Viviane Reding zu einem Podiumsgespräch. Da wurde geworben für die Weiterführung der Schweizer Beteiligung am europäischen Media-Programm – ausgerechnet bei jenen Leuten, denen die Weiterführung ohnehin am Herzen liegt: Bei den Filmschaffenden. Seit dem Jahr 2006 nimmt die Schweiz am sogenannten Media Programm der EU teil. Das Media-Programm fördert die Entwicklung und Verbreitung der audiovisuellen Medien im EU-Raum, und dazu gehört auch der Film. Eine der Ideen hinter dem Programm war der Wunsch, gegenüber dem globalisierten amerikanischen Unterhaltungsmarkt etwas konkurrenzfähiger zu werden.Weil der lokale Markt in Ländern wie der Schweiz viel zu klein ist, können Filme national kaum kostendeckend produziert werden. Das Media-Programm fördert Koproduktionen und die grenzüberschreitende Auswertung der Filme. Seit 2006 haben die Schweizer Filmproduzenten damit einen leichteren Zugang zu Koproduktionspartnern in Europa und finanzielle Hilfe bei der Auswertung der Filme. Zugleich profitieren die Schweizer Filmverleiher und Kinobetreiber, wenn sie europäische Filme zeigen. Die Filmbranche hat jedes Interesse, daran, dass die Schweizer Beteiligung am Media-Programm fortgesetzt werden kann. Und die EU ist auch in Hinblick auf Media an der Schweiz weiterhin interessiert, wie die zuständige Viviane Reding in Solothurn erklärt hat. Das kulturelle Interesse ist aber an ein wirtschaftliches gebunden, unter anderem müsste die Schweiz die geänderten Richtlinien zur grenzüberschreitenden Verbreitung von Fernsehprogrammen akzeptieren, und damit auch Alkoholwerbung in diesen Programmen. Das steht im Widerspruch zum Alkoholwerbeverbot, wie es das Radio- und Fernsehgesetz der Schweiz vorsieht. Die beratende Kommmission des Bundes schlägt nun allerdings vor, die bisherige Regelung des Schweizerischen Radio und Fernsehgesetzes zu behalten, und die SRG gegenüber den ausländischen Sendern bewusst zu benachteiligen. Dazu meinte Bundesrat Pascal Couchepin in Solothurn: „Ich bin nicht dagegen, es ist eine kleine Wettbewerbsverzerrung zulasten des grossen Schweizerischen Fernsehens.“ Im Parlament ergäbe sich dabei die eigenartige Situation, dass sich die Vertreter des freien Marktes für einmal ausgerechnet für die sonst kritisch beobachtete SRG stark machen müssten. Darauf angesprochen sagt Bundesrat Couchepin: „Sie kennen die Landschaft sehr gut, Ich glaube, das wird helfen“ Sollte es allerdings nicht helfen, und sich auch keine Verhandlungslösung mit der EU ergeben, wäre ein erneuter Ausschluss aus dem Media-Programm für die Schweizer Filmszene eine Katastrophe. Denn ohne diesen Zugang zur rasend schnell wachsenden europäischen Film- und Medienszene bliebe den meisten Schweizer Filmschaffenden nur die Auswanderung oder der Berufswechsel.

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