SFT09: Räuberinnen – Das Heulen der Männchen

Ballerfrau?
Ballerfrau?

Ein Skandal soll er sein, der Trash-Film von Carla Lia Monti. Das hat Kollege Jungen von der AZ gemeint, und die einstige Zeitung mit den grossen Buchstaben hat auch gekräht. Die armen Männchen! Der Film Räuberinnen ist eine Trash-Komödie mit grossartigen Momenten, ein paar genregerecht unappetitlichen Szenen und leider auch ein paar massiven dramaturgischen Hängern. Vor allem aber ist das Trash von einer Frau, mit der entsprechenden Perspektive. Sexuelle Gewalt erstreckt sich hier rücksichtslos auf beide Geschlechter, und einige Kritiker-Kollegen haben danach wohl darum mit echten Blue Balls in der Hose in die Tasten ge- und sich dabei im Ton vergriffen. Räuberinnen ist eine dauerzitierende Mischung aus roter Zora, Ronja Räubertochter, Schiller, Fellini und leider auch ein wenig Mike Eschmanns unsäglichem Tell aus dem letzten Jahr. Dass da Leute wie Viktor Giaccobbo so richtig die Sau rauslassen dürfen gehört zu den befreienden Elementen des Films, ebenso wie die Frauen-Power, die auch Raum für Bitches, Theoretikerinnen und die Ratlosen lässt. Käme der Film aus dem Ausland, via Genre-Festival, oder hätte er seine Premiere am NIFFF gehabt, dann wäre alles in Butter. Als Schweizer Film (abgekürzt SF) gerät er nun allerdings an ein Publikum, das zumindest zum Teil behaupten wird, nicht gewarnt geworden zu sein. Jöh! Die Österreicher machen Filme wie In drei Tagen bist Du tot und die laufen dann am Filmfestival von Locarno ohne Aufsehen. Es ist Zeit, dass sich auch unsere Filmerinnen am Genrekino versuchen, und nicht nur im Kurzfilm, wo sie notabene bereits ziemlich Spitze sind in Sachen schwarzem Humor und Trash. Räuberinnen ist nicht für alle, aber wer nicht will, muss ja nicht. Das heisst noch lange nicht, dass man den Film jenen missgönnen soll, die ihn wirklich mögen. Ich beglückwünsche Carla Lia Monti zu ihrem Mut, das Ding durchzuziehen, und ich hoffe, dass sie in ein paar Jahren den verdienten Status als Pionierin ausserhalb des Szenekinos auch kriegen wird. Ach ja, und die gleichen Kinoketten, die nun meinen, so was würden sie nie zeigen, hatten keine Probleme mit Sin City oder Death Proof.

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