Berlinale09: The International – zur Eröffnung ein alter Mercedes

The International Clive Owen

Ein etwas ungewohnter Vergleich für einen Film. Aber Tom Tykwers Thriller The International fühlt sich effektiv so an, wie eines dieser grundsoliden Mercedes-Taxi: Luxus im Alltag, gut verarbeitet, läuft meist geräuschlos und vor allem gemächlich. Für die Berlinale ist der Film ein Glücksfall: Deutscher Regisseur, Internationale Produktion, und – zumindest nominell – ein brandaktuelles Thema. Dass es mit dem Thema korrupte Grossbank und Waffenhandel und internationale Verstrickungen nicht gar so weit her ist, wie man das erwartet hätte, macht auch nichts. Das Schönste an dem Film ist sein Verzicht auf das längst übliche Hightech- und Schnitt- und Actionfeuerwerk. Da wird ganz langsam ein Plot hoch gekocht, mit einzelnen Morden, vielen internationalen Schauplätzen und netten kleinen Low-Tech-Gags, wenn

etwa Clive Owen als US-Agent und Naomi Watts als seine Chefin mittels eingesteckter Fähnchen am Tatort feststellen, dass zwei Schüsse nicht vom gleichen, sondern von unterschiedlichen Orten her abgefeuert wurden. Der Plot um eine luxemburgische Bank, welche in den internationalen Waffenhandel investiert, um dann bei Machtergreifungen, Umstürzen etc. zu profitieren, ist reichlich vage und schien vor sechs Jahren, bei Projektstart, sogar ‚extravagant‘, wie sich Regisseur Tom Tykwer an der Pressekonferenz in Berlin ausdrückte. Gereizt habe ihn vor allem der Paranoia-Thriller-Aspekt, die Idee, einen Verschwörungsfilm im Stil der Politthriller der sechziger Jahre zu machen.

Der fertige Film ist meist recht spannend, kommt langsam aber mächtig in die Gänge und hat dann so etwas wie eine vorgezogene Klimax in einem sehr bleihaltigen Shootout in der Spirale des Guggenheim-Museums in New York. Und nie verlässt einen das Gefühl, in einem schweren alten Mercedes zu sitzen, der notfalls auch eine Wand durchfahren könnte. Aber nicht wirklich Lust dazu hat.

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