Berlinale09: ‚The Reader‘ mit Kate Winslet

The Reader Kate Winslet David Kross

Mit The Hours und einer falschen Nase hat Stephen Daldry schon Nicole Kidman zu einem Oscar verholfen. Sein jüngster Film The Reader nach dem deutschen Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink, könnte nun leicht das gleiche für Kate Winslet erwirken. Sie ist gewohnt eindrücklich in der Rolle der ehemaligen KZ-Aufseherin, die einen 15jährigen verführt (oder von ihm verführt wird, wenigstens das lässt der Film einigermassen offen). Auch der Stoff ist spannend, und der zeitlich komplex verschachtelte Plot. Aber hier fangen auch schon die Schwierigkeiten des Films an:

Die meisten Rollen sind zwei, oder gar dreifach besetzt, um die Jahrzehnte überbrücken zu können. Bloss Kate Winslet muss mit Makeup altern und welken. Nun ist Altersmakeup fast immer irritierend, noch irritierender aber ist der Umstand, dass alle die (deutschen) Figuren mit einem deutschen Akzent Englisch sprechen müssen. Das ist nervtötend. Von Bruno Ganz ist man nichts anderes gewohnt, und die deutschen Schauspieler mussten sich dafür wohl auch nicht anstrengen. Aber wenn Ralph Fiennes und Kate Winslet einen dicken deutschen Akzent draufdrücken, dann ist das vor allem einfach hässlich, und wirkt schrecklich. Noch schrecklicher ist nur die Musiksosse von Nico Muhly, welche jede Sekunde des Films mit pseudoklassischem Sirup verklebt. Jämmerlich! Dass der Film am Ende doch ziemlich beeindruckt, liegt an den Schauspielern und am raffiniert gestrickten Stoff von Schlink, welcher den ganzen deutschen Schuldkomplex auf extrem clevere Weise angeht.

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