Berlinale09: ‚Gigante’von Adrián Biniez

Gigante: Horacio Camandule

Eine schöne Überraschung aus Uruguay bot der Wettbewerb der Berlinale heute. ‚Gigante‘ ist nur 84 Minuten kurz, und vom Prinzip her einer dieser Überwachungskamera-Filme, wie es sei seit ein paar Jahren in allen Genres von Thriller bis Horror. Gibt. Regisseur Adrián Biniez gibt dem Spiel mit dem beobachteten Beobachter einen neuen Twist. Sein Held Jara ist ein grosser, schwerer, starker Mann, schüchtern, eine Seele von einem Mensch. In der Sicherheitszentrale eines riesigen Supermarktes sitzt er hinter den Monitoren und verliebt sich während einer Nachtschicht in eine der Putzfrauen, die er auf dem Bildschirm beobachet. Schüchtern wie er ist, stellt er ihr nach einigem Zaudern erst mal anonym einen kleinen Kaktus in die Ladenzeile, die sie zu putzen hat. Der Film folgt Jara auf Schritt und Tritt, nach Hause, auf die Strasse, wenn er der Frau heimlich nachgeht. Wir sind beobachtend dabei, wenn er das Blind Date der Angebeteten aus purer Gutmütigkeit vor ein paar Strassenräubern beschützt. ‚Gigante‘ ist ein kleiner Thriller, indem man sehr bald hofft, dass es Jara gelingen möge, die Frau zu gewinnen. Gleichzeitig ist der Film aber eine präzise Milieuzeichnung. Der absurde Organismus des riesigen Lebensmittelsupermarktes mit all seinen Strukturen, den Menschen dahinter und den Überwachungsmechanismen ist ein Protagonist für sich. Weil Jara nur das nötigste redet, hat der ganze Film auch noch eine Tati-Komponente, die auch sonst allenthalben aufblitzt. Charmant und realistisch zugleich.

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