Kevin Spacey und die mobilen Filmfestivals

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Am World Mobile Congress in Barcelona hat Schauspieler, Regisseur und Theaterbetreiber Kevin Spacey letzte Woche die Preiszeremonie des MOFILM mobile short film festival moderiert. Filme auf Mobiltelefon seien mehr als eine blosse Spielerei, hat Spacey gemässt BBC erklärt, „hier geht es darum, Leuten in anderen Ländern eine Plattform zu geben, und die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu zeigen; ich bin hier, um eine Idee zu unterstützen, bei der es um andere Leute geht“ („This is about giving people in other countries a platform, and an ability to show their work, I’m here to support an idea that’s about other people“). Film auf mobilen Geräten hat Zukunft, vielleicht sogar mehr, als der traditionelle im Kino.

Kevin Spacey hat selber vor sechs Jahren schon triggerstreet.com, eine Plattform für Nachwuchsfilmemacher mit gegründet. Auch triggerstreet vergibt Preise für kurze Filme. Der letztjährige Gewinner Parallels, ein Dokumentarfilm, der die Aussagen eines Vietnamveteranen parallel zu denen eines Irak-Krieg-Veteranen setzt, funktioniert problemlos auch auf winzigen Bildschirmen.

Dass die kleinen Filme und ihr kleines, in tausenden von Hosen- und Jackentaschen der Welt vorhandenes Kino ein enormes Potential darstellen, haben alle möglichen Leute erkannt. Kurz- und Kürzestfilmfestivals wie minimotion boomen, gleichzeitig versuchen kommerzielle ‚content provider‘ aller Couleurs und natürlich Werbeagenturen (via viral marketing) den Trend gewinnbringend umzusetzen. Dabei geht es um mehr als YouTube auf dem Mobiltelefon, denn neben all dem schnell gefilmten Alltagsschrott, den Vlogs und den berüchtigten Happy-Slapping-Videos wird sich der gestaltete, pointierte, geschriebene und sorgfältig gemachte Minikurzfilm schon bald seinen Platz erobern.

Die meisten spezialisierten Filmfestivals, wie die Kurzfilmtage Winterthur oder das Badener Animationsfilmfestival Fantoche haben den Trend schon vor einiger Zeit aufgenommen und integriert. Allerdings ist mittelfristig das Web wohl eher der Festival-Ort für solche Produktionen, denn auf grossen Leinwänden geht der Charme der ganz kleinen Filme naturgemäss verloren. Andererseits kann ich mir ganz gut einen Saal voller Leute vorstellen, die konzentriert drei Minuten auf ihre Mobiltelefone starren und sich danach über das eben Gesehene austauschen.

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