Ab nächster Woche wird der italienische Schauspieler Toni Servillo als grotesk grossartiger Giuolio Andreotti in Il divo zu sehen sein (hier mehr zum Film). Ähnlich eindrücklich war er in Gomorra von Matteo Garrone. Im August ehrt ihn das Filmfestival von Locarno mit dem diesjährigen Excellence Award. Damit wird natürlich das kommende Locarno-Filmfest gerade für die italienischen Medien eine Spur attraktiver, und die Tessiner freuen sich. Und für mich wäre das ein Grund mehr, endlich anständig Italienisch zu lernen, denn den Mann würde ich gerne in jener Sprache interviewen können, die er so meisterhaft durch die gutturale Mangel zu drehen versteht. Hier die offizielle Medienmitteilung von Locarno:
Excellence Award 2009: Toni Servillo
Toni Servillo wird als einer der Ehrengäste des 62. internationalen Filmfestivals von Locarno einen Excellence Award für sein Lebenswerk erhalten. Der italienische Schauspieler und Theaterregisseur wird dem Publikum für ein Gespräch zur Verfügung stehen.Toni Servillo, 1959 in der Nähe von Neapel geboren, fühlte sich schon in jungen Jahren zum Theater hingezogen. Als Gründer des «Teatro Studio» von Caserta im Jahre 1977 schloss er sich mit Mario Martone zusammen, um zehn Jahre später «Teatri Uniti» zu gründen – eine vielversprechende Theaterkompanie mit Sitz in Neapel. Dies war der Beginn einer bemerkenswerten Theaterlaufbahn, die bis in die Gegenwart fortdauert. Von Molière bis Marivaux und von Pirandello über De Filippo bis zum zeitgenössischen neapolitanischen Theater präsentierte Servillo glanzvolle Rollen und Inszenierungen – nicht selten war er dabei in beiden Funktionen zu finden, so etwa in Die Trilogie der Sommerfrische von Goldoni, die zurzeit auf Welttournee ist. Toni Servillo ist nicht nur zu einer Leitfigur des italienischen Theaters geworden, er inszeniert mit demselben Erfolg klassische Opern von Mozart, Cimarosa, Mussorgski, Strauss oder Beethoven in den grössten Opernhäusern Italiens und Europas.
Seine Bekanntheit beim grossen Publikum allerdings verdankt er dem Film. Er begleitete einige der vielversprechendsten Regisseure des italienischen Kinos in ihren Anfängen: Mario Martone (Morte di un matematico napoletano, 1992; Teatro di guerra, 1998), Paolo Sorrentino (L’uomo in più, 2001; Le conseguenze dell’amore, 2004) und jüngst Andrea Molaioli (La ragazza del lago, 2007) sowie Fabrizio Bentivoglio (Lascia perdere, Johnny!, 2007). Als bester italienischer Darsteller des Jahres wurde er zweimal mit dem «David di Donatello» ausgezeichnet (für Le consequenze dell’amore und La ragazza del lago). Ausserdem arbeitete er mit Antonio Capuano (Luna rossa, 2001) zusammen sowie mit Elisabetta Sgarbi (Notte senza fine, 2004; Il pianto della statua, 2007). Als ebenso brillanter
wie vielseitiger Darsteller verkörperte er mit derselben Bravour einen mafiosen Industriellen in Gomorra von Matteo Garrone wie auch den Politiker Giulio Andreotti in Il Divo von Paolo Sorrentino. Damit spielte er gleich in zwei der wichtigsten italienischen Filme des letzten Jahres mit – beide wurden im Wettbewerb beim Festival in Cannes gezeigt und ausgezeichnet. Für diesen zweifachen Auftritt wurde er zum besten europäischen Schauspieler bei den European Film Awards 2008 gewählt.Mit dem Excellence Award des Filmfestivals von Locarno werden alljährlich Darstellerinnen oder Darsteller des internationalen Films ausgezeichnet. In der Vergangenheit erhielten ihn bereits Oleg Menschikow, Susan Sarandon, John Malkovich, Willem Dafoe, Michel Piccoli und Carmen Maura.