Cannes 09: Ne te retourne pas

Sophie Marceau und Monica Bellucci in 'Don't Look Back' von Marina de Van
Sophie Marceau und Monica Bellucci in ‚Don’t Look Back‘ von Marina de Van

Sophie Marceau, die sich in Monica Bellucci verwandelt, das tönt faszinierend. Leider aber ist dieser zweite Spielfilm von Marina de Van ein B-Picture, das sich selber zu ernst nimmt. Mit Hochglanzbildern und einer schönen Kamerafahrt über Sophie Marceau, die sich im Badezimmer zurecht macht, fängt es an, mit Videoaufnahmen, auf denen sie sich selber und ihre Kinder nicht mehr erkennt, geht es weiter und schliesslich beginnen sich auch ihre Züge zu verändern, bis sie – quel horreur! – aussieht, wie Monica Bellucci.

Hätte Marina de Van ganz einfach und direkt die beiden Schauspielerinnen für die gleiche Rolle eingesetzt, wie es Buñuel seinerzeit in Cette obscure objet du désir mit Carole Bouquet und Angela Molina gemacht hatte, hätte das Spiel seinen Reiz vielleicht über die ersten 30 Minuten hinaus behalten. Aber da wird mit Schminke und digitalen Tricks gearbeitet, Gesichtshälften werden kombiniert, und dies technisch so gut, dass man fast schon schulterzuckend darüber hinweg sieht. Die längste Zeit spielt der Film mit der nicht uninteressanten Idee, dass die Hauptfigur möglicherweise eine andere sei, oder vielleicht schizophren. Das hat bei David Lynch in Lost Highway funktioniert, unter anderem darum, weil Lynch sich grundsätzlich hütet, seine Mysterien aufzulösen. Genau das aber tut Marina de Van in Ne te retourne pas (Don’t Look Back), und zwar auf die denkbar banalste Art und Weise vulgärpsychologisiernd wie ein europäischer Billigthriller aus den 70er Jahren. Zusammen mit der prominenten Besetzung und der Hochglanzfilmerei läuft das auf eine massive Enttäuschung hinaus, zumal auch die meisten Dialoge von jener absurden Plattheit sind, die nur unfreiwillig Spass macht. Wenn der Film dann ganz am Ende doch noch zu ein paar wirklich schönen Sequenzen findet, reicht das leider zur Versöhnung nicht aus.

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