Die bösen Toten, die Evil Dead, sind Sam Raimis Hauptdomäne, auch wenn ich persönlich seine Ausflüge ins Comic-Genre interessanter finde, angefangen bei Darkman bis hin zu seiner Spiderman-Serie. Mit Drag Me to Hell, der hier in Cannes ausser Konkurrenz gezeigt wurde, zerreisst Raimi nun allerdings keine Stricke. Das ist eine kompetent und effizient gemachte Variation bekannter Vorbilder. Die von Alison Lohman gespielte junge und ehrgeizige Bankfrau verweigert einer alten Zigeunerfrau die Schuldenverlängerung, worauf sie von dieser sehr unappetitlich verflucht wird. Eine Lamia hat sie ihr auf den Hals gehetzt, einen Höllengeist, der sie drei Tage plagen und dann in die Hölle zerren wird.
Die Poltergeist-, Schattenspiel-, Wind-, Zombiemasken-, Schleim-, Blut- und sonstigen Erscheinungen sind sauber gemacht, ein paar kleine Gags, dass die junge Vegetarierin zum Beispiel voller Angst ihre junge Katze als Geisteropfer mordet, sind auch recht effizient. Aber alles in allem ist Drag Me to Hell Dutzendware aus der Produktionsschmiede eines Mannes, der zur Zeit laut ImdB rund zwanzig Projekte in Entwicklung hat. Dass das Festival in seiner offiziellen Selektion auch einem der Geister-Meister einen Platz einräumen wollte, spricht ja für die Begeisterungsfähigkeit der Macher (und des Publikums hier). Eine Erweiterung des Genres stellt der Film allerdings nicht gerade dar. Immerhin spielt er mit ein paar schönen Dingen, wie etwa einer Fliege, welche der schlafenden jungen Frau zum einen Nasenloch hinein und kurz darauf aus dem anderen Nasenloch wieder heraus krabbelt, um schliesslich zwischen ihren Lippen durch in den Mund zu kriechen. Bei der Szene haben die drei deutschen Kolleginnen vor mir den Saal verlassen – nicht aus Ekel, denke ich, sondern weil sie ahnten, dass diese Fliegerei den innovativen Höhepunkt des Films darstellen würde…