Terry Gilliam ist der grosse Don Quijote des fantastischen Films, der Mann der niemals aufgibt. Nach dem Tod seines Hauptdarstellers Heath Ledger im Januar 2008 stand er mit seinem zu guten Teilen abgedrehten The Imaginarium of Doctor Parnassus wieder einmal vor dem Abgrund, wie so oft in seiner Karriere. Aber anders als bei seinem Don Quijote-Projekt (das schliesslich nur zu einem Dokumentarfilm über das spektakuläre Scheitern führte), kam diesmal Hilfe. Heath Ledgers Freunde Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law sind eingesprungen. Das war möglich, weil der Film ohnehin Transformationen vorsah. Das Imaginarium des Doktors Paranassus ist nämlich ein Spiegel auf der Wanderbühne einer ziemlich heruntergekommenen Truppe. Wer durch den Spiegel geht, findet sich in der Welt seiner Träume wieder. Oder aber in der Welt seiner Alpträume.
Die Story ist leicht verworren, wie meist bei Terry Gilliam. Der von Christopher Plummer gespielte Dr. Parnassus hat aber als junger Mönch mit dem von Tom Waits verkörperten Teufel eine Wette abgeschlossen. Sollte es ihm eher als dem Teufel gelingen, fünf Seelen zu gewinnen, würde ihm dieser ewige Jugend und damit die Liebe einer angebeteten Frau gewähren. Terry Gilliams Fabulierlust wird nur noch von seiner Bildersucht übertroffen, und mit den Fortschritten der Computergrafik hat er sein Instrumentarium erweitert. Zu den wunderbaren, simplen Animationssequenzen, die er schon bei den Monty Python Filmen einsetze, kommt jetzt die ganze Weltenschafferei, die der Computer ermöglicht. Das sind meist immer noch beeindruckende Landschaften. Allerdings wirken sie gerade auf Grund ihres Realismus nicht so überwältigend, wie sie eigentlich sollten. Computergestützte Fantasie wird leicht zu einer Alltagskenntlichkeit entstellt.
Wer Gilliams Filme mag, findet hier allerdings sämtliche Versatzstücke wieder. Zudem ist Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law ihr Vergnügen an ihren kleinen, aber zentralen Rollen anzusehen. Wer seine Mühe hat mit Gilliams masslosem Stil, wird auch diesmal wieder übermüdet und etwas hin und hergerissen aus dem Kino kommen. Dabei zeigt Gilliam eigentlich schlagend, was funktioniert, und was nicht: Die fahrbare Bühne der Truppe von Dr. Parnassus ist grossartig, die Bühnenmechanik, die Tricks, das Schäbige, der Kulissenzauber, all das funktioniert hervorragend, es lässt staunen. Über Computertricks staunt dagegen niemand mehr, viel zu selbstverständlich ist der Gedanke, dass das einfach alles machbar sei.
Gilliam ist allerdings weiterhin überzeugt, dass sogar sein Don Quijote mit Johnny Depp machbar sei.