Roger Moore autobiografisch

moore autobio cover

Er habe sich lange gesträubt, seine Autobiografie zu schreiben, behauptet Roger Moore im Vorwort zu eben dieser. Und ein erster Versuch sei ihm samt Gepäck ohnehin einmal geklaut worden, bzw. der Computer, auf dem das drauf war. Aber nun liegt sie vor, auf Deutsch, und knapp 380 Seiten stark, so dass jedes Lebensjahr des 1927 geborenen Briten rund 4,6 Seiten abbekommt. Moore bleibt seinem sonnigen Image treu, breitet keinen Schmutz aus, hat fast nur Gutes zu erzählen über die Menschen in seinem Leben. Und er beschränkt sich grundsätzlich auf eine lange Anneinanderreihung von Anekdoten. Dass sich das, hat man sich erst mal durch die langweiligen Jugend- und Kindheitskapitel durchgeackert, trotzdem ganz vergnüglich liest, liegt vor allem an der Selbstironie des Mannes.

Er stellt sehr schnell klar, dass er sich nie für einen grossartigen Schauspieler gehalten hat, er spielt mit seiner Hypochondrie, seiner Geschäftstüchtigkeit, und er ist lausbübisch stolz auf seinen Pennälerhumor. Natürlich liest sich das alles im Original deutlich flüssiger und vergnüglicher als in der durchaus anständigen Übersetzung von Rudolf Mast. Zumal es diesem nicht immer gelungen ist, den Wortwitz des Briten einzufangen, nicht einmal dort, wo er eigentlich eindeutig wäre. So zitiert Moore den Gag aus seinem ersten Bond-Film Live and Let Die, wo er in einer Szene den Zigarettenanzünder eines Autos als Mikrofon für die Funkverbindung mit seinem CIA-Kollegen Felix Leiter benutzen muss: „A real Felix-lighter, for non-smokers…“ und in der Übersetzung wird daraus „ein echtes Felix-Feuerzeug. Für Nichtraucher“ (Seite 192). Und auch das Lektorat der offenbar in aller Eile produzierten deutschsprachigen Ausgabe ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Neben zahlreichen einfachen Druckfehlern gibt es auch immer wieder falsch abgeschriebene Namen (in der besagten Szene ist zum Beispiel von Felix Leitner die Rede). Dafür werden zwar alle Filme konsequent mit ihren deutschen Titeln aufgeführt, was dem Fernsehpublikum ihr Wiedererkennen erleichtert, aber netter weise stehen die Originaltitel stets gleich in Klammer dahinter, so dass man nicht jedesmal den Index bemühen muss. Der wäre, obwohl er bei Namen und Filmtiteln recht vollständig ist, im umgekehrten Falle allerdings wieder unbrauchbar, denn indiziert sind alle Filme wiederum nur mit ihren deutschen Titeln. Der Band ist mit zwei Fotostrecken im für solche Biografien üblichen Rahmen illustriert.

Das Original trägt den Titel My Word is My Bond, die deutsche Ausgabe heisst Mein Name ist Bond … James Bond. Aber abgesehen von Kleinigkeiten macht die Lektüre auch auf Deutsch durchaus Spass. Die atemlose Reihung von Anekdoten sorgt dafür, dass man immer erst mal innehalten muss, um sich Rechenschaft darüber zu geben, dass auch eine selbstironische Selbstdarstellung noch immer eine Selbstdarstellung bleibt. Und dass Moore seiner Maxime treu bleibt, dass man schweigen soll über alle, über die man nichts Gutes zu sagen wisse, nutzt er zumindest in zwei oder drei Fällen zu schweigender, schneidender Schelte, etwa wenn es um die Darstellerinnen in seinem letzten Bond-Film, A View to a Kill geht, Tanya Roberts und Grace Jones.

Wer nun aber zum Vergleich doch noch den britischen Ton im Ohr haben möchte, findet in diesem YouTube-Video einen von Roger Moore selber gelesenen Auszug aus dem Originaltext:

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