Nifff 09: Moon mit Sam Rockwell

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Es gibt schon ein paar Filme, in denen Schauspieler gegen sich selber antreten, am stärksten in Erinnerung geblieben ist da wohl David Cronenbergs Dead Ringers, mit Jeremy Irons als Zwillingsbrüderpaar. Aber in Moon von Duncan Jones steht Sam Rockwell sich selber gegenüber, beziehungsweise, seine Figur Sam Bell, ein einsamer Angestellter auf einer industriellen Mondbasis, trifft auf ein Klon seiner selbst. Und muss erst einmal herausfinden, ob er mit sich selber leben kann. Als Eröffnungsfilm für das NIFFF ist die erstaunliche kleine Indie-Produktion aus England perfekt. Mit einem Budget von 5 Millionen Dollar und in nur 33 Drehtagen und mit einem einzigen Darsteller (es gibt noch ein paar Nebendarsteller, die in schwarzweiss auf Bildschirmen auftauchen) hat Science-Fiction-Fan Duncan Jones eines dieser minimalistischen Wunder geschaffen, die aussehen wie eine ganze Welt, und nachklingen wie die besten Rätsel der Kindheit.

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Moon ist die Geschichte des einzigen Menschen in der Mondstation Sarang, auf der Rückseite des Mondes. Sam Bell überwacht da oben die riesigen Maschinen, welche die Mondoberfläche nach Helium-3 absuchen, jenem Stoff, der auf der Erde die Fusionskraftwerke antreibt. Sams Dreijahresvertrag steht kurz vor dem Ende, er freut sich auf die Rückkehr auf die Erde zu seiner Frau und der Tochter, die in seiner Abwesenheit zur Welt kam. Aber bevor seine Zeit um ist, erleidet Sam einen Routineunfall, wacht auf der Krankenstation unter Obhut des Bordcomputers auf – und steht unvermittelt sich selber gegenüber. Jünger, fitter und verständlicherweise verwirrt und wütend.

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Moon spielt mit den Ideen rund ums Klonen, wie seinerzeit auch Blade Runner und Alien, der Film fragt nach Identität und Perönlichkeit, nach der Sicherheit von Erinnerungen, wie Total Recall, es gibt einen autonomen Bordcomputer namens Gerty (gesprochen von Kevin Spacey) und einen Countdown bis zur Ankunft eines Raumtransporters mit einem Rettungs- oder Killerteam – wie in Outland mit Sean Connery, einem Film, der seinerseits wiederum das Science-Fiction-Remake von High Noon war. Und wie fast alle Science Fiction Filme lebt auch Moon von einem Binnen-Logik-System: Das Paradox der Begegnung mit sich selber, im Prinzip das Doppelgänger-Motiv, das die Romantiker so liebten, funktioniert als halbwegs greifbare Geschichte ja nur in einem geschlossenen System, beziehungsweise einem System mit einer übergeordneten Macht, sei das nun ein Gott, oder eben eine skrupellose Corporation. Das machte sich Andrei Tarkowski zu Nutze, als er Stanislaw Lems Solaris meuchlings und grossartig als Religionsmetapher verfilmte. Dort war es der Matmos, der geheimnisvolle See, der Menschen aus den Gedanken anderer Menschen materialisierte.

Was aber Moon so faszinierend, rührend und manchmal auch witzig macht, ist der Umstand, dass Duncan Jones sich völlig klar ist darüber, in welchen Gewässern er da schwimmt. Er zitiert nicht einfach, er hat die Science-Fiction-Geschichte richtiggehend absorbiert. Nach einer bemerkenswerten Karriere als Werbefilmer in Grossbritannien ist Duncan Jones mit diesem Film wohl der erste Schritt zur grossen Kinokarriere gelungen. Und zwar mit einem wirklich ansehnlichen Beweis von Talent und Professionalismus. Das bekommt doch eine gewisse Bedeutung, wenn man erfährt, dass Duncan Jones ein Sohn ist von David Bowie. Immer schön, wenn es nicht zuerst der Name ist, der die Neugier weckt. Und das NIFFF hat mit diesem Film einen wunderbaren Start hinbekommen. Ein Schweizer Verleih ist noch nicht in Sicht, in Deutschland liegen die Rechte bei Telepool.

Nachtrag vom 16. Juni 2010: Xenix bringt Moon am 22. Juli 2010 in die Deutschschweizer Kinos.

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