Was für ein Spektakel! Das Hongkong-Remake eines amerikanischen Action-Thrillers bekommt man nicht jeden Tag zu sehen. Und im Fall von Benny Chans Connected hält die „Hongkongifizierung“ dann auch noch deutlich mehr, als man sich sich zu erhoffen gewagt hätte. Cellular mit Kim Basinger war ein ziemlich harter, ziemlich schneller und ziemlich einfacher Action-Thriller: Eine Frau wird entführt und auf einen Dachboden gesperrt, wo es ihr gelingt ein zertrümmertes Telefon wieder in Gang zu setzen und einen Wildfremden per Zufallsanruf zu Hilfe zu rufen:
Kim Basinger war erstaunlich gut in dieser eher kleinen und undankbaren Rolle: Mehr als die Hälfte des Films hatte sie nicht viel mehr zu tun, als verängstigt in ein Telefon zu sprechen und um Hilfe zu flehen – ein Job, den sie bewundernswert variantenreich durchgezogen hat. Barbie Hsu, welche die Rolle im Hongkong-Remake zu spielen hat, ist da ungleich farbloser, aber das liegt wohl weniger an der Schauspielerin als am Konzept des Remakes: Wie vom Hongkong-Kino zu erwarten heisst das Rezept schneller, grösser, härter, verrückter und – komischer. Benny Chan arbeitet clever mit den im Original angelegten Charakteren, insbesondere der in Cellular vom unvergleichlichen William H. Macy gespielte misstrauische Cop bekommt auch in Connected das beste Figuren-Profil. Im Zentrum aber stehen absolut spektakuläre Auto- und sonstige Verfolgungsjagden. Eine von mehreren Dutzend absurden Karambolagen gesäumte Hetzjagd in einem Ford Kaa durch Hongkong bildet das Herzstück, diverse weitere Jagden setzen die Stadt und ihre Umgebung ins beste Licht.
Man könnte stellenweise denken, Connected sei eine Parodie auf Cellular, aber es gelingt Benny Chan mit unvergleichlicher Souplesse mehrfach der Sprung von der Komik zum Nervenkitzel und wieder zurück. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass er mit den Spielregeln des Genres umzugehen weiss, dass er vieles wörtlich zu inszenieren beliebt (zum Beispiel einen irrwitzigen Cliffhänger mit einem Volvo auf – eben – einer Klippe, aus dem der Held in letzter Sekunde noch rausspringen kann), und dass man dieser Tischbomben-Dramaturgie, die alles zu absurden Dimensionen aufbläst, einfach nicht widerstehen kann.
Da stehen sich dann in der zweiten oder dritten der diversen ‚finalen‘ Shootouts nicht bloss zwei gegnerische Schiesstruppen gegenüber, sondern gleich drei. Und die vierte Gruppe findet sich dazwischen in der Falle.
Dass man hier nicht nur bestens unterhalten wird, sondern nebenbei gleich auch noch ein neues, spektakulares und eindeutig aufdatiertes Bild von Hongkong bekommt, macht diesen Film zu einem speziellen Vergnügen. Und dass in den irrwitzigen Actionszenen immer noch eins drauf gesetzt wird, erzeugt einen Sog, der physisch anstrengend wird: Connected bringt einen zum Schwitzen, ich würde behaupten, der Film ersetzt gut und gerne 10 Kilometer joggen. Übrigens ist das Remake, auch eher ungewöhnlich, fast zwanzig Minuten länger als das Original. More Bang for your Buck, indeed!