Ole Bornedal im Interview

Ole Bornedal NIFFF 09 04.07
Ole Bornedal im Juli 2009 in Neuchâtel © sennhauser

Mit Nattevagten ist er 1994 bekannt geworden, mit dem von ihm selber inszenierten US-Remake Nightwatch mit Ewan McGregor 1997 noch bekannter: Ole Bornedal, der Däne, der am Dogma-Zug vorbei seinen eigenen Erfolge gefeiert hat und weiter feiert. Jetzt läuft bei uns mit zwei Jahren Verspätung sein ziemlich grossartiger Kærlighed på film, bzw. Just another Love Story im Kino. Der Film war auch am NIFFF zu sehen, wo ich Gelegenheit hatte, mit Bornedal über sein Verhältnis zum Genrekino zu reden, über seine Liebe zum Handwerk und die Gründe dafür, dass er selber nie einen Dogma-Film gemacht hat, obwohl er das Konzept durchaus respektiert. Und auch darüber, dass er Lars von Triers Filme grossartig findet, dass sie ihn aber kalt lassen, und etliches mehr. Weil ich nicht das ganze 18minütige Interview in der Radiosendung zum NIFFF unterbringen konnte, stelle ich das in Englisch geführte Gespräch hier in Podcastqualität zum Download bereit.

Noch ein Sennentuntschi-Kommentar

Zeigt dem 'Sennentuntschi' vorerst die kalte Schulter: Nicolas Bideau © Fotomontage sennhauser
Kalte Schulter für 'Sennentuntschi': Nicolas Bideau © Fotomontage sennhauser

Wenn die UBS in Finanznöte kommt, eilt der Bundesrat zu Hilfe. Was aber, wenn ein teures, vom Bund unterstütztes Filmprojekt in Schieflage gerät? Michael Steiners Verfilmung des «Sennentuntschi»-Stoffes steht mit 2,8 Millionen Franken im Minus, und die Förderstellen sind im Dilemma: Abschreiben oder noch mehr Geld einschiessen?

„Noch ein Sennentuntschi-Kommentar“ weiterlesen

Nifff 09: Die Preise

William Castle
William Castle, Visionär des interaktiven Kinos, Showman par excellence.

Das Nifff 2009 ist zu Ende, und der letztjährige Zuschauerrekord wurde übertroffen. Stolz melden die Organisatoren über 22’000 Besucher, und das war auch deutlich zu merken: Die meisten Vorstellungen waren ausverkauft, die William-Castle-Retrospektive wurde mit den liebevoll gestalteten Gimmick-Vorführen zu einer Serie eigentlicher Kino-Happenings. Und die Preise gehen an verdiente Filmer, sieht man einmal davon ab, dass Lars von Triers Antichrist eigentlich der wirklich überragende Beitrag im Wettbewerb war. Aber dass die Jury keine Lust haben würde, den Film, der schon in Cannes für viele Diskussionen gesorgt hatte, auch noch einmal auf den Schild zu heben, war zu erwarten. Schliesslich hat das Nifff auch einen eigenen Ruf zu verteidigen, als Festival der Entdeckungen im fantastischen Bereich:

„Nifff 09: Die Preise“ weiterlesen

Nifff 09: ‚Dead Snow‘ – ‚Død snø‘ von Tommy Wirkola

dead-snow-nazi-officer-zombie

Zombies sind wirklich universell einsetzbar, sie sind pflegeleicht, günstig in der Anschaffung und eben so leicht zu entsorgen. Und dass sie sich unter so gut wie allen klimatischen Bedingungen vermehren, unter bestimmten Wetter- und Temperatureinflüssen offenbar sogar richtig beweglich werden, war in der letzten langen Nacht des diesjährigen NIFFF zu erfahren. In Tommy Wirkolas Død snø (Dead Snow) habe ich die schnellsten Zombies der bisherigen Filmgeschichte gesehen. Das ist allerdings der einzige filmhistorisch relevante Fakt, den diese norwegische Produktion zu bieten hat. Der Rest ist klassisches WYSIWYG, mithin aber auch genau das, was die Fans von Gore & Zombie erwarten wollen und dürfen. Die Bilder von den zombifizierten Nazisoldaten und der brachiale Trailer haben diesem norwegischen Zombiethriller innert kürzester Zeit zu ordentlich Internet-Buzz verholfen.

„Nifff 09: ‚Dead Snow‘ – ‚Død snø‘ von Tommy Wirkola“ weiterlesen

Nifff 09: ‚Vampyrer‘ – durstige Schwestern

Vampyrer - Not Like Others Poster

Für etwas über neunzigtausend Euro haben der schwedische Regisseur Peter Pontikis und sein Produzent Patrick Sobieski Vampyrer auf die Beine gestellt. innerhalb von 14 nasskalten Novembernächten haben sie in Stockholm mit zwei grossartigen jungen Schauspielerinnen (Jenny Lampa und Ruth Vega Fernandez) und fünf gesichtslosen Motorradfahrern ein Beziehungsdrama unter Schwestern abgedreht. Dass Vera und Vanja Vampire sind, gibt dem Film seinen Kick (und immer wieder Anlass für überraschende Momente).

„Nifff 09: ‚Vampyrer‘ – durstige Schwestern“ weiterlesen

Nifff 09: ‚Franklyn‘ von Gerald McMorrow

Franklyn Jonathan Preest

Wenn das NIFFF nicht Lars von Triers verstörend grossartigen Antichrist in den Wettbewerb genommen hätte, müsste morgen Abend eigentlich Gerald McMorrow für Franklyn (zusammen mit Duncan Jones für Moon)ausgezeichnet werden. Der Film mit Eva Green, Ryan Philippe und Sam Riley ist nicht nur optisch ein Genuss, sondern auch von seiner Anlage her spannend. Das zeitgenössische London und eine dunkle, gigantische, von multiplem religiösem Eifer geprägte Parallelversion namens „Meanwhile City“ sind Schauplatz der Suche von vier verlorenen Menschen. In „Meanwhile City“ ist der maskierte Jonathan Preest (Philippe) auf der Suche nach dem „Individual“, den er für den Tod eines kleinen Mädchens verantwortlich macht und dafür exekutieren möchte. Im realen London sucht Milo (Riley) nach dem Platzen seiner Hochzeit seine Kindheitsliebe, und Emilia (Green) treibt mit ihren suizidären Kunstprojekten nicht nur ihre Mutter zur Verzweiflung, sondern auch ihren Tutor an der Akademie. Und dann ist da noch der traurige Sakristan aus Cambridge, der in London seinen verlorenen Sohn sucht.

„Nifff 09: ‚Franklyn‘ von Gerald McMorrow“ weiterlesen

Nifff 09: Gute Stimmung am Neuchâtel International Fantastic Film Festival

nifff queue

Das neunte Neuchâtel International Fantastic Film Festival NIFFF kann schon jetzt als grosser Erfolg bezeichnet werden. Nicht nur die drei Säle des Kinos Apollo sind meistens rappelvoll, auch Zusatzvorstellungen im Théâtre du Passage sind ausverkauft, die Nebenveranstaltungen bestens besucht und die Open Air Vorstellungen, welche letztes Jahr teilweise dem Wetter zum Opfer fielen, sind in diesem Jahr gut besucht und gut bestückt. Noch immer bilden sich am Kinoeingang lange (geduldige) Schlangen, aber sie lösen sich auch schnell wieder auf, sobald der Einlass beginnt. Und die meisten Vorstellungen beginnen pünktlich, so wird Rückstau nun endlich vermieden. Das NIFFF ist nun auch organisatorisch endgültig den Kinderkrankheiten entwachsen, steht zu hoffen, dass der Publikumserfolg den Veranstaltern die nötigen Argumente gibt, im nächsten Jahr dem Kinobetreiber noch einen weiteren Saal abzuluchsen – so voll bekommt er die Kinos nämlich mit dem regulären Sommerprogramm höchstens am Freitagabend.

„Nifff 09: Gute Stimmung am Neuchâtel International Fantastic Film Festival“ weiterlesen

Nifff 09: Fish Story – Ein Proto-Punk-Song rettet die Welt

fish story singer

Ich frage mich manchmal, wie lange Filme um Plattenläden, Rockgruppen, Musikfans und überhaupt die Geeks meiner Generation noch ihr Publikum finden. High Fidelity gehört als Roman und als Film zu den grossen Beispielen dieser Gattung, The Boat that Rocked ist eines der jüngeren. Auch mit Yoshihiro Nakamuras Fisshu sutôrîFish Story könnte die Generation iPod wieder ihre Mühe bekunden. Geht es doch um nichts weniger, als um einen Punk-Song von 1975 (!), der im Jahr 2012 unsere Welt rettet. Dass die Japaner den britischen Punk nicht nur adaptierten, sondern zu einer eigenständigen Stilrichtung machten, ist dabei noch leichter zu glauben, als die Behauptung, dass die im Film wunderbar stimmig gezeichnete Protopunk-Band im Jahr 1975 ihrer Zeit so weit voraus war, dass sich ihre Musik nicht durchsetzen konnte. Schliesslich wissen wir spätestens seit The Great Rock’n Roll Swindle dass, und warum, die Sex Pistols den Anfang machten. Aber eben: Wer sind die Sex Pistols? fragt mich das Hannah-Montana-Girlie mit grossen Augen.

„Nifff 09: Fish Story – Ein Proto-Punk-Song rettet die Welt“ weiterlesen

Nifff 09: The Children – Kulleraugenkillerkinder

the children eva sayer as miranda

Kinder als Figuren des Horrors sind unglaublich effizient. Nicht erst seit den Zwillingsmädchen, die in den schweigenden Gängen des Hotels in Stanley Kubricks Shining das Blut gefrieren liessen („Come play with us“) lassen wir uns immer wieder bereitwillig auf das Spiel mit dem verdrängten Schrecken ein. Denn die vordergründige Pervertierung des Guten, Reinen, Unschuldigen, in den puren Schrecken des motivlosen Bösen funktioniert ja nur darum, weil der Schrecken wirklich da ist. Wer erinnert sich nicht an die Grausamkeiten, die wir als Kinder ausübten, an anderen, an Tieren, Insekten. Und wer erinnert sich nicht an die Grausamkeiten, die wir erfahren haben von anderen Kindern. Alles verdrängt … und ein Horrorfilm wie The Children von Tom Shankland holt es ohne Umschweife an die Oberfläche.

„Nifff 09: The Children – Kulleraugenkillerkinder“ weiterlesen

Filmpodcast Nr. 136: Ice Age 3D, NIFFF, Amadeus, Alle anderen.

Maren Ade alle anderen production still filmcoopi
Maren Ade, Regisseurin von 'Alle anderen' © filmcoopi

Herzlich willkommen zu Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Ich stelle kurz Ice Age 3D vor – die deutsche Fassung, weil nur die bei uns in 3D gezeigt wird – dann habe ich mit Anaïs Emery, der Leiterin des aktuellen Neuchâtel International Fantastic Film Festival NIFFF gesprochen, und mit DRS1 zurück geblickt auf Milos Formans Film Amadeus von 1985. Brigitte Häring hat sich mit Maren Ade ausführlich über ihren preisgekrönten Film Alle anderen unterhalten. Und schliesslich haben wir wie immer Kurztipps und Tonspurensuche.

Saugen: Filmpodcast Nr. 136 (Rechtsklick für Download)
Hören:


filmpodcastDen Filmpodcast können Sie via iTunes oder direkt abonnieren; die entsprechenden Links finden Sie auch oben rechts im Blog.