Schweizer Filmkindergarten

kloppkinder

Pünktlich vor dem Beginn des Filmfestivals Locarno geht der Streit aller gegen alle in der Schweizer Filmszene in die nächste Runde. Zwei der drei zerstrittenen Filmproduzentenverbände haben letzte Woche die im Januar vor den Solothurner Filmtagen angekündigte Aufsichtsbeschwerde gegen Filmchef Nicolas Bideau eingereicht, wie gestern die Sonntagszeitung meldete. Die Sonntagsausgabe der Mittellandzeitung machte derweil Hofberichterstattung für Nicolas Bideau und liess ihn verkünden, er bleibe mindestens noch vier Jahre im Amt. Im Sonntagsblick durfte derweil der Zürcher Filmer und Produzent Samir seine Vorwürfe an Bideau einmal mehr verkünden. Die NZZ am Sonntag hielt sich vornehm zurück, und der Zürcher Tages-Anzeiger meldet heute lapidar:

Bern. – Rund ein halbes Jahr nach der Ankündigung im «Tages-Anzeiger» (TA vom 15. 1.) haben zwei Berufsverbände der Schweizer Filmbranche beim Bundesamt für Kultur eine Aufsichtsbeschwerde gegen dessen Filmchef Nicolas Bideau eingereicht. Die Verbände werfen Bideau vor, er verstosse gegen gesetzliche Vorschriften und verschleppe hängige Geschäfte. Ausserdem wird der Filmkommission «Vetternwirtschaft» vorgeworfen. (TA, SDA)

Während andere Interessengruppen in der Schweiz längst still und leise professionelles Lobbying betreiben und in Bern ihre Interessen vorzugsweise ohne allzu viel öffentlichen Lärm durchboxen, bleiben die Filmer beim basisdemokratischen öffentlichen Kloppen. Die Leidtragenden sind zunächst die Filmfestivals, deren mediale Öffentlichkeit so mehr und mehr mit Filmpolitik belegt wird, später aber auch die Filmschaffenden selber, weil es der parlamentarischen Stimmung nie wirklich zuträglich ist, wenn Verteilkämpfe öffentlich ausgefochten werden. Es besteht die Tendenz, die zu verteilenden Mittel einfach wegzuschliessen.

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