Locarno 09: ‚500 Days of Summer‘

Joseph Gordon-Levitt Zooey Deschanel 500 Days of Summer

Vielleicht steckt da eine pädagogische Absicht von Festival-Direktor Frédéric Maire dahinter, wenn er seine letzte Festivalausgabe auf der Piazza Grande mit einem Film eröffnet, bei dem übersteigerte Erwartungen im Zentrum stehen. Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt) glaubt an die grosse Liebe und ist überzeugt, diese in Summer Finn (Zooey Deschanel) gefunden zu haben. Summer allerdings erklärt von Anfang an, sie wolle keine feste Bindung. Freundschaft ja, Paarknatsch nein. So könnte man durchaus auch die Beziehung zwischen dem Filmfestival von Locarno und seinen Stammjournalisten definieren. Das Festival will Freundschaft, die Journalisten suchen die grosse Liebe, und immer, wenn sie sie nicht finden, sind sie eingeschnappt, wie schliesslich der arme Tom Hansen.

Tom nimmt der guten Summer ihre Bindungsängste jedenfalls übel. Und der Film beginnt mit dem üblichen Disclaimer, alles sei fiktiv, reale Personen sollten sich keinesfalls betroffen fühlen. Besonders Du nicht [Name einer Frau]. Schwarzblende. Bitch.

Es sind vor allem die formalen Spielereien, vom Vor- und Rückwärtszählen der 500 Tage, über Splitscreens, welche „Realität“ und „Erwartung“ parallel zeigen, welche diesen Film zunächst lebendig, dann aber auch ein wenig anstrengend machen. Denn die Boy-meets-reluctant-Girl-Geschichte ist zwar nett, und zum Teil sogar im gesunderen Alter noch nachvollziehbar. Aber alles in allem ist das Grundproblem der enttäuschten Erwartung schnell einmal aufgebraucht. Wenn die (ziemlich unmotiviert eingesetzte) Erzählerstimme immer wieder mal überbrückt, werde ich den Verdacht nicht los, dass die Dramaturgie schon im Drehbuch Hänger hatte. Und wenn Tom traurige britische Popsongs für seine Misere verantwortlich macht, und für seinen fatalen Glauben an die eine grosse Liebe, dann passiert das auch schon gleich am Anfang, und wird dann nur noch in Variationen illustriert. 500 Days of Summer ist bittersüss und gerade so weit nicht packend genug, dass ich mich dauernd gefragt habe, wie sich Joseph Gordon-Levitt mit seiner frappierenden Ähnlichkeit zum verstorbenen Heath Ledger wohl arrangiert haben mag.

Pardofell

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