Locarno 09: Die Preise

Goldener Leopard für Xiaolu Guo für 'She A Chinese' © Fotofestival Pedrazzini
Goldener Leopard für Xiaolu Guo für 'She A Chinese' © Fotofestival Pedrazzini

Mit She, A Chinese von Xiaolu Guo hat die internationale Jury den Goldenen Leoparden an einen Film vergeben, der erst gegen Ende des Wettbewerbs gezeigt worden ist. Die chinesischstämmige Xiaolu Guo lebt in London, ihr Film spielt in China und in England. Und er ist in der Tat beeindruckend auf ganz verschiedenen Ebenen. Zunächst erzählt er von einer Chinesin, die eher perspektivenlos auf dem Land aufwächst, nach einer Vergewaltigung in die Stadt flüchtet, sich dort ausgerechnet mit einem Auftragsschläger zusammentut, und nach dessen gewaltsamem Tod aus einem Impuls heraus mit dem unter der Matratze gefundenen Geld nach London fliegt. Dort beginnt sie dann ein Immigrantenleben, das uns allenfalls aus der Aussenperspektive bekannt vorkommt, das uns der Film aber überaus packend und zurückhaltend zugleich aus einer neuen, nicht unbedingt subjektiven Sicht vermittelt.

Der Spezialpreis der Jury und der Preis für die beste Regie gingen an meinen persönlichen Favoriten Buben.Baraban des Russen Alexei Mizgirev.

Den Preis als Beste Darstellerin erhielt die Holländerin Lotte Verbeek für ihre Rolle gegenüber Stephen Rea in Nothing Personal von Urszula Antoniak. Und den Leoparden für den besten männlichen Darsteller schliesslich vergab die Jury an Antonis Kafetzopoulos, den Hauptdarsteller in der satirischen Komödie Akadimia Platonos.

Die übrigen Preise folgen detailliert nach dem Sprung.

Darsteller-Leoparden für Lotte Verbeek und Antonis Kafetzopoulos © Fotofestival Daulte
Leoparden für Lotte Verbeek und Antonis Kafetzopoulos © Fotofestival Daulte

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Locarno 09: Ehrenleopard für William Friedkin

William Friedkin Frédéric Maire © Fotofestival Abram
William Friedkin Frédéric Maire © Fotofestival Abram

Er ist und bleibt ein Showman: William Friedkin, der in wenigen Tagen seinen 74. Geburtstag feiert, kann inszenieren. Auch sich selber. Von der sogenannten „Masterclass“, einem erweiterten Filmvortrag, den er in Locarno gehalten hat, war das Publikum begeistert. Und beim Empfang seines Ehrenpreises gestern Abend auf der Piazza Grande hat er Übersetzungsunsicherheiten der Präsentatorin mit einer eigenwilligen Version von Volare überspielt und dann mit einem als Triumph-Ruf artikulierten „Roger Federer“ das Publikum vollends in die Tasche gesteckt.

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Filmpodcast Nr. 142: Filmfestival Locarno – eine vorläufige Bilanz

Sie haben vor Ort zugehört Jenny Billeter Pressefrau des Festivals und Marcy Goldberg Filmwissenschaftlerin
Sie haben vor Ort zugehört: Jenny Billeter, Pressefrau des Festivals, und Marcy Goldberg, Filmwissenschaftlerin.

Heute kommt der Filmpodcast noch einmal vom Filmfestival in Locarno. Es handelt sich um das letzte unserer werktäglichen 25-Minuten-Magazine, moderiert von Eric Facon, mit Brigitte Häring, Romana Costa, Michael Sennhauser und, als Verstärkung, Peter Claus aus Berlin. Wir ziehen eine erste Bilanz der Ausgabe 2009. Kurztipps und Tonspurätsel gibts dann im nächsten Film-Podcast wieder.

Saugen: Filmpodcast Nr. 142 (Download mit Rechtsklick)
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Locarno 09: ‚Same Same But Different‘ von Detlev Buck

same same but different street

Im Vorspann nennt er sich zwar nur noch Buck, ist aber immer noch Detlev, zumindest im Ansatz. Allerdings setzt er mit Same Same But Different den ungewohnt väterlichen Kurs fort, den er mit Knallhart schon eingeschlagen hat. Und möglicherweise, gibt er selber zu, hat das mit seinem Alter zu tun. Die Verfilmung eines autobiografischen Romans von Benjamin Prüfer erzählt von einer unwahrscheinlichen Liebe zwischen einem jungen deutschen Kambodscha-Touristen und einer noch jüngeren HIV-positiven Prostituierten. Das ist der Stoff für eine Betroffenheitsreportage zu Drogen- und Prostitutionstourismus, aber genau daran hätte er nicht das geringste Interesse gehabt, hat Buck in unserer heutigen Radiobegegnung in Locarno erklärt. Wir können auch anders hiess Bucks Erfolg von 1993 und Same Same But Different sagt im programmatischen Ansatz das Gleiche.

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Locarno 09: ‚Akadimia platonos‘ von Filippos Tsitos

akadimia platonos sitzung

Endlich zieht der Wettbewerb des Festivals von Locarno noch ein wenig an. Akadimia platonos, die platonische Akademie sozusagen, ist der ironische Titel, den Filippos Tsitos seinen Herumsitzern gibt, dieser Gruppe von Männern um die fünfzig, welche an einem kleinen Platz in Athen ihre drei heruntergrkommenen Läden bewirtschaften. Oder eben nicht. Denn eigentlich sitzen sie wie uralte Korsen bei Asterix bloss vor dem Laden von Stavros, schimpfen über die Albaner und die Chinesen, die überall fleissig arbeiten, und schwärmen von den alten Zeiten, als sie noch an Rockkonzerte gingen, zum Beispiel eines von Rory Gallagher, kurz nach dem Ende der Junta. Dass einer der Kerle auch noch seinen Hund dazu abgerichtet hat, alle Albaner anzubellen, rundet das Bild fürs Erste ab.

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Locarno 09: Nina Hoss & Detlev Buck – on air

Detlev Buck am Mik 090813
Detlev Buck am Mikrofon © sennhauser

Heute in der Sendung: Detlev Buck mit dem Piazza-Film von heute Abend, Same same but different, und Jurymitglied Nina Hoss.

Download MP3 (12MB), Hören:

Mehr Fotos nach dem Sprung:

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Locarno 09: Killersau im Schattental

la valle delle ombre nando

La valle delle ombre von Mihály Györik dürfte das Geschenk des Festivals an die Tessiner Bevölkerung sein. Ein mit etlicher Hilflosigkeit inszeniertes Sammelsurium dörflicher Gruselgeschichten, eingebettet in eine noch hilfloser inszenierte Rahmenhandlung mit Kindern. Dabei hätte der Kniff durchaus Potential: Weil die gruseligen Erzählungen den Kindern in den Mund gelegt werden, einer kleinen Gruppe in einem hochgelegenen Tessiner Dorf, lässt sich jegliche Ungereimtheit als Teil der kindlichen Schilderungen verkaufen. Allerdings hätte dann die Rahmenhandlung mit viel mehr Stringenz und Klarheit gefilmt werden müssen. Was bleibt, ist viel Stimmung, Lokalkolorit und Synchronierungsbrüche. Denn gedreht wurde zwar im Tessin, an überaus malerischen Orten, aber zu guten Teilen mit ungarischer Crew und Darstellern.

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Locarno 09: Fünftes (und sechstes) Rad am Wagen

sixwheeler

Filme transportieren einen in andere Welten. Wenn man Glück hat. Innerhalb des laufenden Wettbewerbs hatten wir dieses Glück bisher allzu selten. Immerhin hat der Filmtransporteur heute vor dem Kursaal in Locarno einen (zugegebenermassen untauglichen) Versuch gestartet, mit den Rollen eines dieser Filme doch noch etwas zu bewegen. „Nice try, but no cigar„, sagte der Colonel.

Pardofell

Locarno 09: Nicolas Bideau, Marcy Goldberg, Oliver Paulus, Marcel Vaid – on air

Hier die heutige Sendung zum Nachhören. Nicolas Bideau und Marcy Goldberg diskutieren über den Zustand des Schweizer Film. Marcel Vaid hat schon wieder einen Preis für seine Filmmusik gewonnen, diesmal für die von Tandoori Love von Oliver Paulus. Filmemacher und Komponist sind in der Sendung.

Download MP3 (12MB) Hören:

Pardofell

Der nächste Oscar wird in Delémont gemacht

Conférence de presse, Locarno, (c) Adrienne Bovet
Nicolas Bideau, Elisabeth Baume-Schneider, Pierre Kohler © Adrienne Bovet

Eine wilde Idee zur Regionenförderung wurde gestern in Locarno vorgestellt:

Erstmals wird dieses Jahr der Film, der die Schweiz an den Oscars vertreten soll, anlässlich einer Spezialwoche bestimmt, in deren Verlauf das Publikum die insgesamt neun Kandidaten-Filme sehen oder wiedersehen kann. Vom 15. bis 19. September werden sie in den Kinos von Delémont laufen und auch anderswo im Jura zahlreichen Schulklassen gezeigt. Die Bewertung übernimmt eine vom Bundesamt für Kultur eingesetzte Jury aus unabhängigen Experten; auch das Publikum erhält eine beratende Stimme. Der Film, der unser Land im Jahr 2010 in Kalifornien repräsentiert, reist direkt von Delémont nach Hollywood.

Was von aussen auf den ersten Blick sehr seltsam anmutet, hat eine gewisse Logik, wenn man sich die formulierten Ziele der Aktion vor Augen führt:

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