Donald Duck und der Führer

Bei Walt Disney bin ich bisher davon ausgegangen, dass seine angeblichen Sympathien für totalitäre Ideologien, bzw. seine Kommunisten-Paranoia ihn dazu bewegt hatten, sich zumindest mit seinen Produktionen aus der Politik raus zu halten. Ohne weitere Recherche nahm ich daher an, dass Disney seiner Maxime „no politics“ in der Produktion treu geblieben ist. Jedenfalls soll er sich Erich Kästner gegenüber so geäussert haben, als dieser ihm vorschlug, seine „Konferenz der Tiere“ zu animieren. Zumindest glaube ich mich an eine entsprechende Passage in Carl Zuckmayers Memoiren „Als wärs ein Stück von mir“ zu erinnern. Aber dieser Donald-Duck-Cartoon, den ich eben via BoingBoing entdeckt habe, belehrt mich eines besseren. Der Kurzfilm von Jack Kinney war ein Teil des war efforts der Disney Company und gewann offenbar 1942 einen Oscar. Ich wusste, dass der grösste Teil der Hollywood-Studios sich, ausgehend von Frank Capras Initiative und Beteiligung an der der Why We Fight-Serie in den Dienst der staatlichen Kriegspropaganda gestellt hat. Dass aber auch Disney und seine Leute schliesslich massiv involviert waren, ist mir neu. Mehr dazu findet sich hier in den Hollywood-Archiven der ASIFA, der internationalen Vereinigung für den Animationsfilm.

5 Antworten auf „Donald Duck und der Führer“

  1. Aus den USA gibt es die hübsche 2-DVD-Box «Walt Disney Treasures: Walt Disney on the Front Lines» mit den 32 Kurzfilmen (inkl. «Der Fuehrer’s Face») und dem Langfilm «Victory Through Air Power» aus den 4 Jahren, in denen das Disney Studio für das Militär Propaganda- und Trainingsfilme herstellte. Der Beitrag hat mich daran erinert, dass ich mir die endlich einmal ansehen muss.

  2. Für mich eine ganz neue Seite von Walt Disney. Schön, wie Disney seinen Donald die Nazi und Hitler verhöhnen lässt. Der Clip erinnert mich an Charlie Chaplin’s „Der grosse Diktator“ von 1938. Ob sich Disney von Chaplin inspirieren liess?

  3. @Hans Nach Chaplins „Modern Times“ von 1936 konnte wohl tatsächlich niemand mehr die Arbeit am Fliessband karikieren, ohne auf diese Szenen Bezug zu nehmen. Auch Jack Kinney nicht, das ist unverkennbar.

  4. Im ersten Moment fand ich dieses Video wirklich erschreckend- Im Nachhinein ist mit aber klar geworden, dass das früher eigentlich ganz normal war. Es sprach im Prinzip nichts dagegen solche Filme zu drehen. Wenn man es mit der nötigen Distanz sieht, kann man diesen Film sogar als durchaus amüsant sehen…

  5. In Deutschland kann man dieses Filmchen übrigens gar nicht anschauen, wie ich soeben feststellen musste: „This video is not available in your country due to terms of use violation.“….

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