SFT10: LA GUERRE EST FINI von Mitko Panov

Ein Kriegsfilm ohne Krieg, ein Flüchtlingsfilm ohne Flüchtlinge: Mit La guerre est fini schafft der in der Schweiz lebende Mazedonier Mitko Panov etwas, das bisher noch kaum ein Spielfilm in der Schweiz geleistet hat: Er bringt uns die Menschen näher, die täglich unter uns sind, deren Schicksal wir allenfalls erahnen, aber nicht wirklich erfassen. Dabei arbeiten Panov und sein grossartiger Kameramann Piotr Jaxa fast klassisch. Da wird einerseits die Vorkriegsidylle in Serbien in warmen Farben gezeigt, das Leben eines Lehrers und seiner Familie, immer unter Einbezug der drohenden Kriegsgefahr und zunehmend der ethnischen Spannungen zwischen Serben und Albanern. Gleichzeitig wird auch schon bald der jüngere Bruder eingeführt, der in der Schweiz eine Bau- und Abbruchfirma aufgebaut hat, in der er vornehmlich eigene Landsleute schwarz arbeiten lässt.

1999 wandert auch der junge Lehrer mit seiner Familie in die Schweiz aus, auf Drängen seines Bruders und nach dem Tod des Vaters, vor allem, weil er als Albaner seine Stelle verloren hat. Der Film wechselt immer wieder die Zeitebenen, lässt die Hauptfigur in Rückblenden den Weg zum Verstummen aufzeigen, die Geschichte, wie sich der liebevolle Lehrer und Vater in einen verängstigten, verzweifelten und entwurzelten Flüchtling in der Schweiz verwandelt. Das ist nie plakativ, aber immer mit kräftigen Strichen sehr einfach und emotional nachvollziehbar gezeichnet. Der Film bringt es sogar fertig, Heimatliebe ohne Nationalismus zu vermitteln. La guerre est fini hat eine eigene Ästhetik, die manchmal ein wenig an den Werbefilm erinnert, einfach, weil viele der Bilder gewollt schön sind. Aber als Gesamtwerk überzeugt der Film, weil er emotional funktioniert. Und weil er es fertig bringt, vom Leben in der Schweiz zu erzählen, ohne einen einzigen Schweizer auftauchen zu lassen. Das tönt absurd, ist aber schlüssig und aufschlussreich.

3 Antworten auf „SFT10: LA GUERRE EST FINI von Mitko Panov“

  1. Ich habe den Film wohl irgendwie gegenteilig erlebt: Platte Dialoge, ein blasser Hauptdarsteller, eine zu dick aufgetragene Inszenierung, eine wirre Handlungsführung.

    Aber vielleicht bin ich einfach an der miserablen Untertitelung (asynchroner Text d/f, falsche Timecodes bzw. Textzuweisungen zum falschen Sprecher etc.) abgeprallt. Rushjob für das Festival?

  2. @Lory Gut möglich. Auch ein Tonmann beim Dreh, der die Sprache nicht spricht, eine Produktion, die, wie der Regisseur sagte, zu einem „film sans papiers“ führte, einem finanzierungstechnisch staatenlosen Film.

Kommentar verfassen