Nyon 10: JAKE, NOT FINISHED YET

'Jake, not finished yet' von Ian Thomas Ash

Ein schöner Start in den diesjährigen Wettbewerb, mit diesem Film von Ian Thomas Ash, denn er zeigt einmal mehr die Kontinuität von Nyon. 2006 war Ash, ein Amerikaner, der in Japan lebt, mit The Ballad of Vicki and Jake hier in Nyon, einem sehr intimen Film über eine drogensüchtige Mutter mit ihrem kleinen Sohn. Immer wieder hätten ihn die Leute nach dem Film gefragt, wie es denn mit dem Jungen weitergegangen sei (die Mutter ist gestorben). Jake, not finished yet gibt die Antwort darauf und zwar so, wie sie der heute 18jährige selber gibt: Nicht etwa „what happened to Jake“, sondern eben „what happens to Jake? I am not finished yet, am I?“

Ash besucht den jungen Mann mehrfach in Wales, spricht mit ihm über seine Mutter und sein Leben, und als sich Jake fasziniert zeigt von der kleinen handgehaltenen Videokamera, verspricht ihm der Filmemacher eine für seinen nächsten Besuch. Das führt dann natürlich zu einer kompkexen Filmerei. Zur Handkamera von Ash und der grossen seines Kameramannes gesellt sich die des Novizen, der sich und die Filmer filmt. Mit Splitscreens und verspielten Montagen holt Ash das Maximum aus dieser Konstellation heraus, gleichzeitig entsteht ein behutsames und feines Porträt des jungen Jake. Jake, not finished yet gehört zu einem der typischen Nyon-Genres, der intimen semi-Nabelschau, beziehungsweise zu jenen Filmen, in denen die der Regisseur und seine eigene Befindlichkeit stets mindestens so präsent sind, wie die Protagonisten. Das entspricht ja durchaus der Behauptung von Daniel Schmid, der sagte, wer jemanden porträtiere, erzähle eigentlich immer eher von sich selber. Ian Thomas Ash tut dies hier mit faszinierender Direktheit und in einer durchdachten, komplexen und bei aller Zurückhaltung immer auch witzigen Montage.

Dass der durchaus zu Recht als ko-Autor gelistete Protagonist Jake Janos Caswell heute nicht selber dabei sein konnte in Nyon verdanken wir übrigens dem gleichen isländischen Vulkan, der auch sonst das laufende Festival behindert. Ein guter Teil der Gäste von Alan Berliner bis Mike Hoolboom hat es dank lahmgelegtem Flugverkehr nicht nach Nyon geschafft. Die späte Rache der Isländer an der UBS? Schliessliche hat die jahrelang das Festival als Sponsor begleitet.

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