Nifff 10: DJINNS von Sandra und Hugues Martin

Djinns 01

Horror aus Frankreich ist ein seltenes Kraut, und mit Djinns (der englische Titel lautet unnötigerweise Stranded) hat das Ehepaar Sandra und Hugues Martin nicht nur Horrorelemente aufbereitet, sondern vor allem ein ausgestorbenes Genre wiederbelebt: Den französischen Wüstenfilm. Fremdenlegion, Algerienkrieg, Lawrence of Arabia … es gab eine Zeit im europäischen Kino, da zweifelte niemand daran: Die Wüste lebt. Die Martins lassen im Jahr 1960 einen versprengten Trupp französische Soldaten im Algerienkrieg durch die Wüste irren, auf der Suche nach einem verschollenen Generalstabsflugzeug und einem geheimnisvollen Koffer. Die Soldaten finden das Wrack auch bald, aber bloss acht Leichen statt zehn. Die beiden fehlenden Generäle finden sie erst am nächsten Tag in einer ummauerten Wüstenstadt voller Frauen, Kinder und alter Männer. Aber da ist noch etwas in der Wüste, neben den Rebellen und den Soldaten.

Djinns 02

Im Dunkel der Nachtwache sieht der jüngste der Soldaten unheimliche Schattenwesen. Es sind Djinns, wie ihm später Daria, die Beschützerin und Zauberin des Dorfes, erklärt. Vergessene Lebewesen, die sich in ihrem Territorium bedroht fühlen und sich wehren, indem sie die Soldaten in den Wahnsinn treiben, einen nach dem anderen.

Djinns 03

Das ist stimmungsvoll erzählt und sehr schön gefilmt. Für einen Erstling, der zudem mit einem lächerlichen Budget entstanden ist, hat der Film viel zu bieten. Allerdings geht die schöne Mischung von Psychothriller, Wüstenkriegsfilm und Horrorfilm für das einschlägige Publikum nicht ganz auf. Die Premierenbesucher am NIFFF waren sich beim Schlussapplaus nicht einig. Dem Film fehlen etliche der gewohnten Elemente einer ‚artgerechten‘ Genreproduktion. So haben die einzelnen Figuren keine Backstory und auch keine rasch skizzierte Individualität. Diese wird vielmehr fast schon autorenfilmmässig aus dem Verlauf der Handlung heraus entwickelt, die persönlichen Züge der Figuren festigen sich im Verlauf der Geschichte. Das ist beinahe schon zu subtil für den Genremix. Aber alles in allem ist Djinns ein wirklich stimmungsvoller Film. Zudem bleiben einem vor allem Saïd Taghmaoui als Rebellenführer und Thierry Fremont als Indochina-Veteran und Super-Haudegen in Erinnerung.

djinns

Die Donnerstagsvorführung am NIFFF war die Publikumsweltpremiere, einen Schweizer Verleiht hat der Film (noch) nicht. Dafür ist auf YouTube dieser Trailer zu finden:

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