Filmpodcast Nr. 189: Bright Star auf DVD

Abbie Cornish in 'Bright Star' von Jane Campion
Abbie Cornish in 'Bright Star' von Jane Campion

Kino im Kopf. Ich war die ganze Woche am Neuchâtel International Fantastic Filmfestival, und Kollegin Häring in den Ferien. Darum fällt die heutige Filmrolle relativ kurz aus. So bieten wir einzig den DVD-Tipp zu Jane Campions Bright Star, die üblichen Kurztipps und das Tonspur-Rätsel.

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Nifff 10: DJINNS von Sandra und Hugues Martin

Djinns 01

Horror aus Frankreich ist ein seltenes Kraut, und mit Djinns (der englische Titel lautet unnötigerweise Stranded) hat das Ehepaar Sandra und Hugues Martin nicht nur Horrorelemente aufbereitet, sondern vor allem ein ausgestorbenes Genre wiederbelebt: Den französischen Wüstenfilm. Fremdenlegion, Algerienkrieg, Lawrence of Arabia … es gab eine Zeit im europäischen Kino, da zweifelte niemand daran: Die Wüste lebt. Die Martins lassen im Jahr 1960 einen versprengten Trupp französische Soldaten im Algerienkrieg durch die Wüste irren, auf der Suche nach einem verschollenen Generalstabsflugzeug und einem geheimnisvollen Koffer. Die Soldaten finden das Wrack auch bald, aber bloss acht Leichen statt zehn. Die beiden fehlenden Generäle finden sie erst am nächsten Tag in einer ummauerten Wüstenstadt voller Frauen, Kinder und alter Männer. Aber da ist noch etwas in der Wüste, neben den Rebellen und den Soldaten.

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Die Unverpassbaren, Woche 28

'Die Fremde' von Feo Aladag mit Sibel Kekilli ©Stamm
'Die Fremde' von Feo Aladag mit Sibel Kekilli ©Stamm

Erst diese fünf Filme sehen. Dann alle anderen.

  1. Die Fremde von Feo Aladag. Das Drama einer jungen türkischen Mutter in Deutschland, zwischen Selbstbestimmung und Familientradition.
  2. No One Knows About Persian Cats von Bahman Ghobadi. Für seinen Kamikaze-Film über die Untergrund-Rock-Szene im Iran ging der Kurde Bahman Ghobadi selber under cover und filmte digital im Guerilla-Stil. Packend.
  3. Women without Men von Shirin Neshat. Die Künstlerin und Fotografin überzeugt auch mit ihrem ersten Spielfilm, der so ganz anders daherkommt, als die erwartete Betroffenheitsreihung.
  4. Les plages d’Agnès von Agnès Varda. Ein Leben mit Filmen, Künstlern, Fischern und Fotografien. Vardas Kompendium macht Heimweh nach Ciné-viel.
  5. Les herbes folles von Alain Resnais. Das Kino des 87jährigen ist beschwingter, tiefer, verrückter und schöner anzuschauen als fast alles, was seine junge Konkurrenz auf die Leinwand bringt.

Im Filmpodcast morgen gibts es zur DVD von Jane Campions Bright Star .

Nifff 10: STRIGOI von Faye Jackson

Strigoi von Faye Jackson

Es ist erstaunlich, wie viele Variationen das Vampir-Thema zulässt, und wie flexibel das Genre sich in verwandte einzumischen versteht. Faye Jacksons Strigoi sind rumänische Vampire, die jeder vernünftige Mensch für Zombies halten würde. Und dann gibt es noch die Unterscheidung zwischen Strigoi morti und Strigoi vivi, toten und lebenden, das heisst, geborenen Strigoi, suggeriert der Film. Die rumänischen Sagenwesen sind faszinierend. Aber auch der Film der Britin ist nicht ohne. Die Mischung aus makabrem Witz und saftiger Balkanisierung fängt schon damit an, dass die Eröffnungeinstellung die Erschiessung des Ehepaars Ceausescu nachinszeniert. Bloss sind es diesmal die Dorfbewohner, die den vormaligen kommunistischen Bürgermeister und jetzigen Grossgrundbesitzer und dessen Frau umbringen. Mangels einer funktionierenden Flinte allerdings mit einer Schaufel. Aber damit fäng die Sache ja erst an.

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Nifff 10: TRANSFER von Damir Lukacevic

Transfer ©Schiwago Film GmbH

Body Switching ist ein wiederkehrendes Thema im Science Fiction Film, und eigentlich ein überaus filmisches Sujet, machen doch die Schauspielerinnen und Schauspieler im Idealfall nichts anderes. Aber was James Camerons Avatar als eher metaphorischen Vorgang für das Kinoerlebnis schlechthin benutzt hat, nimmt in Transfer von Damir Lukacevic eine andere, nicht zuletzt politisch aufgeladene Position ein. Ein altes Ehepaar (grossartig gespielt von Ingrid Andree und Hans-Michael Rehberg) nimmt das Angebot einer medizinischen Hightech-Firma namens Menzana an, und kauft sich neue junge Körper. Der Haken dabei: Die beiden jungen Schwarzen, in deren schöne Physis die beiden Alten sich transferieren lassen, bekommen ihre Körper jede Nacht während der Tiefschlafphase der Alten für vier Stunden zurück.

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Nifff 10: Douglas Trumbull – Begegnung mit einer Legende

Douglas Trumbull am NIFFF2010 ©sennhauser
Douglas Trumbull am NIFFF 2010 ©sennhauser

Es gehört zu den besonders attraktiven Seiten des NIFFF, dass man hier immer wieder auf Gäste stösst, deren Arbeit einem seit vielen Jahren vertraut ist – ohne dass sie hier sind, um einem ihr neuestes Produkt zu verkaufen, wie an anderen Festivals. Wenn ich mich in Cannes bis zu Francis Ford Coppola an den Tisch herankämpfe, will er über seinen neuesten Film reden. Wenn ich am NIFFF eine halbe Stunde mit dem Jurymitglied Douglas Trumbull reden kann, dann steht sein Leben und Werk im Zentrum, kein Studio-Auftrag, und keiner rührt die Werbetrommel. Der 68jährige Schöpfer der Spezialeffekte von Kubricks 2001: A Space Odyssey, Regisseur eigener Werke wie Silent Running und Brainstorm, ist ein angenehmer und interessierter Gesprächspartner. Nach dem Sprung ein paar Kostproben:

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Nifff 10: STRASEK DER VAMPIR von Theodor Boder

Strasek der Vampir von Theodor Boder

Dass die guten Dinge manchmal direkt vor der Tür liegen, ist jedesmal wieder eine Überraschung. Eine besonders schöne im Fall von Strasek der Vampir von Theodor Boder. Boder hat seinen Film in der Schweiz gedreht, 1982 herausgebracht und dafür sogar eine Qualitätsprämie des Bundes erhalten. Es ist zugleich ein Experimentalfilm und eine Hommage – an Carl Theodor Dreyer, den dänischen Pionier des expressiven Stumm- und Tonfilms, den Schöpfer von Vampyr, neben Murnaus Nosferatu der Klassiker des Genres schlechthin. Aber was Boder mit einfachsten Mitteln, in Schwarzweissbildern und mit minimalistischem Synthesizer-Score da auf die Leinwand bringt, ist pure Poesie, sogar mit einem leisen Anflug von Humor. Die Geschichte des Jungen, den seine sterbende Mutter davor warnt, mit seinem ihm unbekannten Vater, dem Grafen, mitzugehen, die geht ans Herz. Nicht nur dem Publikum, sondern auch einem kleinen Mädchen in seiner Nachbarschaft, und später einer Pariser Journalistin, die in den verstörenden Genuss von Straseks Gastfreunschaft kommt, im Berner Oberland.

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Nifff 10: DIE EWIGE MASKE von Werner Hochbaum

'Die ewige Maske' von Werner Hochbaum (1935)

Ein Kampf zwischen moderner Psychiatrie und altväterischem Spitalethos. Oder einer zwischen der Helligkeit und neuen Sachlichkeit einer Bauhaus-Spital-Architektur und einer expressionistisch verzerrten Art-Déco-Hölle, das sind nur zwei der vielen Ebenen in einer verblüffenden Schweizerisch-Österreichischen Koproduktion: Den Auftakt zur diesjährigen NIFFF-Reihe zum Fantastischen im Schweizer Film machte ein Biennale-Gewinner von 1935, das Psychiatrie-Drama Die ewige Maske von Werner Hochbaum. Es ist vordergründig das Drama eines Arztes, der glaubt, den Tod eines Patienten verschuldet zu haben und darüber schizophren wird.

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Nifff 10: THE KILLER INSIDE ME von Michael Winterbottom

Killer im Kino: 'The Killer Inside Me' ©frenetic
Killer im Kino: 'The Killer Inside Me' ©frenetic

Psychopathen lassen sich nicht erklären, auch wenn – nicht nur im Kino – die Schuld am leichtesten den Müttern zugeschoben werden kann. Das tut auch Michael Winterbottom, wenn er in kurzen Flashbacks die masochistischen Neigungen der Mutter des von Casey Affleck gespielten Killers aufblitzen lässt. Und darin liegt das misogyne Potential, das dem Film zu Recht und seinem Regisseur zu Unrecht angelastet wird. Wenn der junge Mann die beiden Frauen, die ihn lieben, systematisch tot schlägt, schlägt da eine Prägung durch, so ist er halt geworden, der Kleine.

Michael Winterbottom interessiert sich nicht für bewährte Formeln, und in der Wahl seiner Stoffe ist er so eklektisch wie unvorhersehbar. Damit war zu erwarten, dass auch sein Zugriff auf das Roman-Universum von Jim Thompson nicht einfach den eingespielten hard nosed way einschlagen würde. Und so steht denn auch eher der generelle Vertrauensbruch im Zentrum der Geschichte, nicht die frauenfeindliche Grundeinstellung der Hauptfigur.

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Nifff 10: ONDINE von Neil Jordan

Alicja Bachleda und Colin Farrell in 'Ondine' ©Ascot-Elite
Alicja Bachleda und Colin Farrell in 'Ondine' ©Ascot-Elite

Ein wirklich schöner Auftakt für das diesjährige NIFFF! Nach The Brave One, seinem seltsamen Ausflug mit Jodie Foster in die Grabbelkiste der Selbstjustizthriller , ist Neil Jordan zurückgekehrt zu seinen Wurzeln, jenen irischen Geschichten, die den Alltag mit märchenhaften Zügen durchwachsen. Dass Colin Farrell den gestrauchelten Fischer Syracuse spielt, jenen Mann, den alle „Circus“ nennen, weil er sich jahrelang als Alkoholiker unmöglich gemacht hat, dürfte dem Film das internationale Interesse bescheren, das er sonst kaum fände. Denn eigentlich ist das eine kleine Geschichte, die einem irischen Nachwuchsregisseur wohl angestanden wäre, gleichsam ein Erholungsfilm für den ansonsten eher furchtlosen Experimentierer Jordan. Ondine bezieht sich natürlich ganz direkt auf die Geschichte von Undine, die Geschichte der kleinen Meerjungfrau (und es ist natürlich nicht die Disney-Version bei Jordan). Nur ist die junge Frau, die Syracuse in den ersten Szenen des Films in seinem Fischnetz findet, eher eine Selkie, eine Seehundfrau. Zumindest vermutet das Syracuses Tochter Annie, als ihr der Vater von seinem Fund erzählt.

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