Heute beginnt in die 8. Ausgabe von Fantoche, dem internationalen Animationsfilmfestival (ich bin im Vorstand des Vereins). Fantoche war immer am Puls der Zeit und ist es jetzt, im neuen jährlichen Rhythmus, erst recht. Ein spannender Schwerpunkt, der sich schon in der letzten Ausgabe abzeichnete, ist das Grenzgebiet zwischen Animationsfilm und Game-Entwicklung. FAntoche widmet sich der Gamekultur mit einer ganzen Reihe von Ausstellungen, Podien und Veranstaltungen. Die Beschäftigung mit der Game-Kultur ist gerade für angestammte Filmjournalisten ein zwiespältiges Feld. Einerseits spüren wir alle die Verwandschaft (und die Konkurrenz, die dem traditionellen Kino erwachsen ist), andererseits hängen die meisten von uns an Linearität, Storyline und Plot. Entsprechend eingeengt schreiben denn auch die meisten über das weite Feld. Blogkollege Christof Zurschmitten von nahaufnahmen.ch hat mich auf einen Aufsatz aufmerksam gemacht, mit dem er versucht hat, das übliche Schreiben für Game-Insider zu durchbrechen:
Im Titel Kulturmagazin hat er über Amanita Design und die Prager Animation geschrieben, über die erzählerischen Traditionen in der Stadt von Kafka und dem Golem, vor allem aber über Jakub Dovrský, und seine Firma Amanita Design. Mit dem „point-and-klick“ online-Spiel Samorost (und dem Nachfolger Samorost 2) haben die Tüftler aus Prag unzähligen Game-Muffeln und noch viel mehr Game-Anhängern etliche magische Stunden vor dem Bildschirm geschenkt. Samorost ist eine kleine Welt, die ein wenig an die Hochblüte dieser Sorte grafischer Abenteuer erinnert, an Myst und seine Nachfolger.
Spannend am Text von Zurschmitten ist nicht nur der erzählerische Stil mit dem wunderbaren szenischen Einstieg zum Riss, der durch Prag geht, sondern auch die Vielzahl an Querverweisen zur Prager Animationstradition, einer Faszination für Zerfall und Renaturisierung menschgemachter Objekte.
Wer, wie viele traditionelle Filmfreunde, der Game-Welt ein wenig ratlos und vor allem passiv gegenüber steht, findet in diesem Aufsatz viele Brücken. Und wer Lust hat, ein wenig in Samorost herumzuklicken, soll das auf jeden Fall tun. Aber lieber erst in einer Woche, denn vorerst gilt es, wunderbare animierte Welten in Baden am Fantoche zu entdecken – bis Sonntagabend: