RIP Dino de Laurentiis

Aus der Lebensgeschichte von Agostino de Laurentiis hätte man einen Film machen können – aber wahrscheinlich hätte der Mann, den Freunde wie Feinde „Dino“ nannten, diesen Film nicht produziert: Die kommerziellen Aussichten wären ihm nicht gross genug gewesen. Agostino de Laurentiis kam im August 1919 zur Welt, als Sohn eines Spaghetti-Produzenten, und – zumindest der Legende nach – waren Spaghetti auch das erste, was der junge Dino verkaufte. Er studierte am Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom, musste das Studium aber abbrechen wegen dem 2. Weltkrieg. Aber gleich danach gings zur Sache, 1946 gründete er seine eigene Produktionsgesellschaft und stieg genau dort ein, wo die Wiedergeburt des europäischen Kinos einsetzte.Der sogenannte „Neorealismus“ erregte Aufsehen, realistische Geschichten um kleine Leute, Arbeiter und die Nöte der Menschen nach dem Krieg lösten den Pomp und den Glamour des Vorkriegskinos ab. Und mit „Riso amaro“ – Bitterer Reis – von Giuseppe de Santis landete Dino De Laurentiis als Produzent auch gleich einen der grossen Hits der neuen Stilrichtung. Der Film über arme Frauen in den Reisfeldern verdankte seinen Erfolg nicht nur filmischen Qualitäten, sondern auch den üppigen Kurven der Darstellerin Silvana Mangano im engen Pullover und mit nackten Beinen im Reisfeld stehend.

Dino De Laurentiis heiratete seinen neuen Star, und produzierte gleich weiter, unter anderem die Filme eines vielversprechneden jungen Mannes namens Federico Fellini, La strada oder Le notti die cabiria … Vom weltweiten grossen Erfolg des italienischen Kinos der Nachkriegszeit profitierte Dino de Laurentiis in jeder Beziehung. Er häufte das Kapital an, um international zu produzieren, das Prestige, das ihm die Türen öffnete und die Kontakte in die USA und nach Grossbritannien. Er selber sagte von sich, es sei vor allem seine Menschenkenntnis, die ihn als Produzent erfolgreich gemacht habe, er habe sich selten in jemandem getäuscht.

Schliesslich aber war De Laurentiis vor allem ein gerissener Geschäftsmann, der die Hochblüte des kommerziellen Kinos dazu nutzte, zu einem der letzten klassischen Film-Mogule zu werden. Er produzierte alles Mögliche, vom King-Kong-Remake über die rassistischen Mandingo-Filme und der Selbstjustiz-Serie Death Wish mit Charles Bronson bis hin zum ersten Schwarzenegger-Vehikel „Conan the Barbarian“ und natürlich den einzigen grossen Flop von David Lynch, das Science-Fantasy-Epos Dune.

Mit Dino de Laurentiis ist jetzt der letzte klassische Produzent gestorben, The Last Tycoon of Cinema, der letzte analoge Jongleur zwischen wenig Kunst und viel Kommerz mit diesem mediterranen Hang zur Übertreibung, zum „Bigger than Life“ den das Kino heute anonym und im Computer simuliert.

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