SFT 11: Und noch eine Schweizer Filmdatenbank

filmsearch

Morgen Montagnachmittag wird in Solothurn filmsearch.ch vorgestellt. Es handelt sich dabei im wesentlichen um den online-Datenbestand der Solothurner Filmtage zu den Filmen, die hier gezeigt wurden und werden, ein permanent verfügbarer Katalog, wie ihn zum Beispiel die Visions du Réel in Nyon auch schon seit ein paar Jahren anbieten. Die umfangreichste der bisher zugänglichen Datenbanken zum Schweizer Film unterhält seit mehr als zehn Jahren die Promotionsagentur Swissfilms, in ihren Beständen sind zur Zeit 3282 Filme erfasst (gegenüber derzeit 1816 Filmen im Solothurner Angebot). Allerdings sind die Suchmöglichkeiten und das Datenangebot unterschiedlich, beide Datenbanken bieten spezifische Angaben wie Festivalauftritte der Filme und natürlich Querverbindungen über die Macherinnen und Macher. Wer allerdings Auswertungszahlen zu den Filmen sucht, findet die immer noch eher bei der Branchenorganisation der Filmverleiher und Kinobetreiber, bei Procinema. Und die grössten Datenbestände überhaupt lagern in den nur rudimentär online zugänglichen Datenbanken der Cinémathèque suisse in Lausanne und in ihrer Zürcher Zweigstelle. Dazu kommen die recht ausführlichen Bestände der kommerziellen Schweizer Filmsite cineman.ch, welche zumindest all jene Schweizer Filme erfasst, welche eine Kinoauswertung erfahren haben, und diverse weiter Spezialdatenbanken. Warum also noch eine Solothurner Solotour, habe ich Daniel Fuchs gefragt, den Geschäftsführer der Filmtage.

Auch er hätte lieber eine zentrale Lösung gehabt, sagt Fuchs, eine Lösung, wie sie schon seit weit mehr als zehn Jahren branchenintern diskutiert wird. Es gibt mindestens zwei Basisstudien zur Zusammenführung der einzelnen Bestände, die Leiterin der Zürcher Filiale der Cinémathèque suisse, Bernadette Meier, hat schon vor vielen Jahren, als die Bestände des ehemaligen Zoom-Filmberaters in die Archive der Cinémathèque suisse integriert wurden, erste Gespräche organisiert. Damals zeigte sich auch das Zürcher Filmpodium interessiert an einer Zusammenarbeit, und Swissfilms, ein Pionier in Sachen Webdatenbank, hat zusammen mit den Solothurner Filmtagen ein mehr oder weniger kompatibles System entwickelt, um die jeweiligen Katalogbestände leichter austauschen zu können.

Allerdings sind trotz aufwändiger und teurer Projektstudien die Pläne nie so weit gediehen, dass alle interessierten Parteien sich hätten einigen können. Von kleineren Punkten, wie der Integration der internationalen Standard Film Nummer (welche noch zu jung ist, um die meisten Filme in der Cinémathèque suisse zu erfassen) über mittlere, wie die Normalisierung aller Datenbestände bis zu den ganz grossen (wer soll das bezahlen?) fanden sich jedoch laufend neue Gründe für die einzelnen Parteien, um eigene Lösungen zu finden. Der Verleiherverband brauchte schnell eine Auskoppelung aus der Procinema Datenbank, um den Video- und DVD-Vertrieben klare Informationen zu geben, wie lange die Filme noch zugunsten der Kinoauswertung für den weiteren Vertrieb gesperrt bleiben, Procinema brauchte ein System, um die Boxoffice-Zahlen einheitlich zu erfassen, Swiss Films eine Datenbank für die internationalen Kunden und die Solothurner Filmtage einen genormten Bestand, um den gedruckten Katalog zu speisen. Mit der anstehenden Abschaffung des Katalogs wurde auch das drängender und Daniel Fuchs wollte eine baldige und brauchbare Lösung. So ist filmsearch.ch entstanden.

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Es sei den Filmtagen nicht zuletzt darum gegangen, so Fuchs, ein Modell zu entwickeln, dass offen bleibt und vernetzbar. Ein erster Versuch der Vernetzung läuft mit cineman.ch. Da werden nicht Daten ausgetauscht, aber verlinkt, was natürlich für die meisten Besucherinnen der Websites einen Mehrwert schafft.

Dass auf diese Weise ein kommerzieller Anbieter wie Cinergy mit cineman.ch von subventionsgestützten Datenbeständen zumindest indirekt profitiert, ist nicht von der Hand zu weisen, umgekehrt könnte man das aber auch als gelungenes Beispiel der in jüngster Zeit so mantramässig beschworenen Public-Private-Partnership bezeichnen. Auch dafür gibt es weitere Beispiele im (positiven) Graubereich. So verweisen etwa die Datenbankeinträge beim Dokuemtarfilmfestival von Nyon auf artfilm.ch, den wohl am besten dokumentierten und bestücken Versandhändler für Schweizer Filme auf DVD und per Video on Demand.

Leider dürften nun mit diesem jüngsten Datenbankeffort der Solothurner Filmtage die umfassenden Anstrengungen vor allem zur Integration der Cinémathèque-Datenbestände erst recht zum Erliegen kommen. Zum Glück gibt es für die professionelle Suche nach Daten ja auch noch die Meta-Anbieter, namentlich Google. Zwar sind über Google nicht die einzelnen Datensätze der einzelnen Anbieter auffindbar, aber doch zumindest jene, welche über statische Websites ausgegeben werden, wie etwa bei der International Movie Database ImdB. Es gibt keinen schnelleren Weg, einen Film direkt zu finden, als einen Teil seines Titels gefolgt von ‚imdb‘ ins Google-Suchfeld zu tippen. Wenn die Ausbeute bei einem Schweizer Film dann doch zu mager ist, muss man eben doch der Reihe nach Swissfilms, filmsearch.ch, cineman.ch oder artfilm.ch angehen – wobei artfilm.ch wiederum mit dem Google-Trick beschleunigt werden kann.

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