Berlinale 11: EL PREMIO

Paula Galinelli Hertzog in 'El Premio' von Paula Markovitch
Paula Galinelli Hertzog in 'El Premio' von Paula Markovitch

Ebenfalls um Vergangenheitsbewältigung ging es im zweiten Wettbewerbsbeitrag. Und dieser hat ziemlich zu überzeugen vermocht. Es ist die mexikanisch/französisch/polnisch/deutsche Koproduktion El Premio von Paula Markovitch. Darin geht es um Argentinien während des faschistischen Regimes. Erzählt wird die (autobiographische) Geschichte eines siebenjährigen Mädchens, das nur weiss, dass es seine wahre Identität nicht preisgeben darf, weil der Vater verschwunden ist und die Mutter sich verstecken muss. Cecilia möchte aber ein normales Leben führen, zur Schule gehen, mit Freundinnen spielen – und vor allem auch ihrer Mutter gefallen, die in ihrer Verzweiflung und Angst das Mädchen ziemlich grob behandelt. Der Film nimmt konsequent die Perspektive des Kindes ein, das zwar weiss und zu spüren bekommt, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte, das aber nicht wirklich verstehen kann, was tatsächlich läuft.

Laura Agorreca in 'El Premio'
Laura Agorreca in 'El Premio'

Der Lebensraum dieses Kindes, seine Klasse, seine Schule und das karge Versteck, in dem es lebt, sind ein Mikrokosmos, in dem sich der ganze faschistische Wahnsinn im Kleinen widerspiegelt. Immer wieder stellt das Kind die Frage „Was bedeutet Pessimismus?“ Und nie erhält es eine Antwort. Über die Bilder einer windigen, stürmischen Strandlandschaft, denen jede Farbe fast entzogen ist, liegt eine ziemlich unangenehme Tonspur – alles ist zu laut, das Rauschen des Windes, aber auch das Lachen und Schnattern der Kinder. Dazu kommt die Filmmusik, gespielt auf einem grausig verstimmten Klavier. Misstöne, die sicher gewollt über den Film gelegt sind und die Misstöne einer Kindheit in einem Unrechtsregime (dem des Staates, aber auch dem der Mutter) hörbar machen. Der Film ist ziemlich radikal in seiner Beschränkung auf die kindliche Perspektive. Und – schaut man sich die prämierten Filme der letzten Berlinale-Jahrgänge an – ist sicher Anwärter auf einen der Bären; nicht nur, weil er El Premio, „Der Preis“ heisst.

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