Ein unerwartetes Vergnügen, dieses als Stummfilm im Akademie-Format und in Schwarzweiss gedrehte Nostalgie-Melodram. Während das Leuchtfeuer des männlichen Stummfilmstars verdämmert, kommt mit dem Eintritt in die Tonfilmära die Statistin zu Starstatus. Hazanavicius schwelgt in wunderschönen Schwarzweissbildern und liebevoll rekonstriertem Dekor. Film im Film, nein: Stummfilm im Stummfilm, immer schön mit Zwischentiteln. Ausser in einem Alptraum des Schauspielers, in dem alles lärmt und schnauft und knallt – bloss er hat keine Stimme.
Natürlich stellt sich seit Mel Brooks Silent Movie die Frage, welche Gags sich noch inzenieren liessen – nachdem damals das einzige Wort im Film vom Mimen Marcel Marceau gesprochen wurde. Hazanavicius findet gleich eine ganze Reihe hübscher Spielereien mit der Verschiebung zwischen Ton und Bildebene. Und die Sight-Gags sind mit klassischer Sorgfalt aufgebaut, da sind in jedem Departement der Produktion Liebhaber und Aficionados am Werk gewesen.
The Artist ist ein Film, den man sich auf die Piazza Grande in Locarno wünschen würde, ein nostalgisch glamouröses Fest des Kinos zwischen United Artists und Sunset Boulevard.