Zwanzig Jahre ist es her, seit Almodóvar mich mit Atame! verblüffte, einem trashigen, witzigen, erotischen und ziemlich grellen Filmchen, in dem Antonio Banderas einen erotomanischen Verrückten spielt, der seine Angebete anbindet, weil sie eine Weile brauchen dürfte, um sich in ihn zu verlieben. In jenen Tagen hatten seine Filme einen erotischen Unterton, der dauernd mitsummte. Jetzt spielt Antonio Banderas wieder einen Verrückten, der eine Frau gefangen hält. Aber dieses Mal ist das alles viel komplexer, absurder und – leider – steril.
Banderas spielt einen brillanten Chirurgen und Forscher, er hat ein seiner Villa eine Privatklinik für plastische Chirurgie und entwickelt eine künstliche Haut. Im oberen Stock lebt gefangen eine sehr schöne Frau, für die er die neue Haut braucht. Dass sie suizidgefährdet ist, stellt das Publikum sehr bald fest.
Wie frühere Filme springt auch dieser zwischen den Zeiten umher, erzählt Episoden, die zu Episoden führten. Es gibt zwei Vergewaltigungen, nackte Haut mit Frau drunter und nackte Haut ohne Frau, überraschende Verwandtschaften und ein millionenschweres Set mit BMW-Limousinen, Pärken, Verliesen und etliches mehr. Die Ausstattung ist prächtig, die Schauspieler präsent, aber die ganze Pulp-Geschichte mit ihren eben so unwahrscheinlichen wie mittlerweile vorhersehbaren Wendungen hat mich kalt gelassen. Was einst ironisch wirkte, Trash als Kunst, perfekt inszeniert und ausgeleuchtet, wirkt heute erschreckend humorlos und verbissen.
La piel que habito kommt wie vor, wie ein Versuch Almodóvars, zu seinen wilden, schockierenden Anfängen zurückzukehren. Aber nicht zu Fuss, sondern in einer gekühlten Luxuslimousine. Dem Film fehlt neben dem Humor auch das Herz, vor allem aber die Erotik, die schwule wie die übersteigert machohafte von früher. Almodóvar ist älter geworden, und viele seiner Filme mit ihm. Seine besten Werke tragen die Reife und die Jahre, die er akkumuliert hat. Dieser aber wirkt wie ein Versuch, noch einmal wild zu sein, ohne sich dabei allzu sehr anstrengen zu müssen.
Habe eine interessante Filmanalyse zu „Die Haut, in der ich wohne“ auf youtube gefunden: