Das Schönste an diesem ersten Film im aktuellen Wettbewerb von Locarno ist die anfänglich magische Stimmung im nächtlichen Beirut, gleich gefolgt von Hauptdarstellerin Darine Hamzé. Sie spielt eine junge, von ihrem Ehemann getrennte und scheidungswillige Barsängerin. Diese trifft auf einen von Charles berling gespielten französischen Anwalt, der behauptet, im Auftrag einer Telekomfirma mit den Syrern zu verhandeln. Die gegenseitige Anziehung wird sehr schnell greifbar und der Film entwickelt am Anfang eine Magie, welche an Daniel Schmids Klassiker Hécate von 1982 erinnert. Zur Stimmung gehört auch Beirut als Hintergrund, die vergangene und stets gegenwärtige Gewalt und Unsicherheit, und all dies baut eine starke und durchaus auch überraschend erotische Spannung auf. Dann allerdings bricht das alles ein:
Ein Geheimdienst taucht auf, dann ein zweiter, offenbar geleitet von einem Onkel der schönen Zoha. Ein zwielichtiger Bekannter von Mathieu, der Kontakt zur französischen Botschaft sucht, und dazwischen wird das Liebespaar auch noch vom rasend eifersüchtigen Ehemann von Zoha beschattet. Das alles hätte durchaus auch spannend weitergrführt werden können. Aber der Film verkommt zunehmend zur Geschichte der schmachtenden Zoha, zu einem Kioskroman der Leidenschaft, geprägt von einem fast schon masochistischen Hang zur Hingabe bei Zoha. Ich bin ziemlich sicher, dass dies alles viel komplexer und interessanter gemeint ist – und die sehr schönen, aber zunehmend anonymer werdenden Beirut-Bilder tragen wenig zur Substanz bei – aber schliesslich ist das eine Schmachtstory um eine aus diffusen politischen Unsicherheiten heraus verunmöglichte Leidenschaft mit Figuren, die zunächst sehr dreidimensional wirken, mit Hintergründen und greifbaren Unsicherheiten, aber am Ende alle nur noch Funktionen im Drehbuch sind.