Locarno 11: CRULIC – DRUMUL SPE DINCOLO von Anca Damian

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Sei einigen Jahren sind Dokumentarfilme im Wettbewerb der internationalen Festivals keine Seltenheit mehr. und Animationsfilme sind auch regelmässig zu finden. Relativ neu ist aber die spannende Gattung des dokumentarischen Animationsfilms, und Drulic von der 49jährigen Rumänin Anca Damian ist ein gutes Beispiel für das, was damit erreicht werden kann. Der Film rekonstruiert die Biografie und den Tod eines 33jährigen Rumänen, der in einem polnischen Gefängnis in Hungerstreik getreten und daran gestorben ist.

Was im Standarddok zu einer Abfolge von Jugenfotos, Dokumenten, Ferienfilmausschnitten und vielen Talking Heads geführt hätte, wird unter Anca Damians Händen zur dichten Lebensreise eines jungen Mannes, der das auch noch alles aus dem Off selber rekapituliert – wie der tote Erzähler in Billy Wilders Sunset Boulevard.

Die gemischte Animationstechnik lässt so gut wie alles zu, vom Zeichen- über den Legetrick bis zu animierten Collagen und Fotografien. Damit kann Damian so gut wie jede Stimmung grafisch erfassen und umsetzen und gleichzeitig das dokumentarische Material, vor allem Fotos, welches sonst so steif ins Bild gerückt werden muss, in einen treibenden Fluss bringen.

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Crulic ist doppelt speziell, indem auch die Erzählerebene klar erkennbar fiktionalisiert ist – Tote reden nicht. Das unterscheidet sich von der auch immer beliebter werdenden Methode, reale Interviews mit animierten Bildern zu überlagern. Und die hin und wieder gestellte Frage, ob das nun tatsächhlich noch als Dokumentarfilm gelten könne, stellt sich bei Crulic nicht wirklich. Die fakten werden aufbereitet, die Aussagen zur verfügung gestellt und in einen Zusammenhang. Was davon wahr ist und was Annahme ist damit nicht weniger ungeklärt als in einem klassischen Dokumentarfilm, bei dem die Bilder sich bloss weniger deutlich als künstlich zu erkennen geben.

Anca Damian
Anca Damian

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