Da sind wir also wieder, in dieser seltsamen, kühl-freundlichen Stadt im Ruhrpott, am Rhein, in dieser Stadt, in der einen die Autos unaufgefordert Duzen und die meisten Leute anderes zu tun haben, als Dokumentarfilme zu schauen.
Werner Schroeter, dem der Eröffnungsfilm galt, ist unter anderem in Bielefeld aufgewachsen, hat in Mannheim ein bisschen Psychologie studiert, und schliesslich ist er letztes Jahr in Kassel gestorben. Ob er zum doch oft nicht gerade undogmatischen Dokumentarfilmvolk nach Duisburg gekommen wäre, darf bezweifelt werden – seine Filme sind in der Regel in andere Dimensionen vorgestossen.
Elfi Mikesch, die bei mindestens sechs Filmen von Schroeter die Kamera führte, hat ihm mit Mondo Lux einen liebevollen, farbigen und – wie mir scheint – sehr adäquaten Nachruf gewidmet. Schroeter kommt ausführlich selber zu Wort, man sieht ihn, schon todkrank, beim Inszenieren der Elektra, im Gespräch mit Rosa von Praunheim, bei einer Vernissage seiner Fotografien, stets in seinem und der Zuschauer Bewusstsein geprägt vom nahen Krebstod.
Dazu viele Ausschnitte aus seinen Filmen, Erinnerungen von Weggefährten wie Isabelle Huppert, Peter Kern oder Wim Wenders. Aber im Zentrum des Films steht Schroeter selber, stets mit Hut, mal mit mehr, dann wieder mit weniger Fleisch auf den Schädelknochen, mal wehmütig, dann wieder ätzend („…die sahen mich doch bloss als das singende springende Kunstfötzchen…“) und dann immer wieder hochkonzentriert bei der Arbeit am Theater.
Mondo Lux ist ein schöner Film, ein Abschied aus Freundschaft, und ein wenig auch, wie das Schweizer Pendant zum Weggefährten Daniel Schmid, Le chat qui pense, ein Monument einer bereits abgeschlossenen Epoche. Anders als Fassbinder, der noch über Generationen nachwirken wird, haben Schmid und Schroeter ihr ganz eigenes Universum geschaffen auf der Leinwand, eine Welt, die zusammen mit ihnen zur Erinnerung wird und es zum Teil schon lange ist.
Was nicht heisst, dass Elfi Mikesch mit ihrem Film bloss dieser Welt nachtrauert, im Gegenteil: Sie schafft es, um den Menschen Schroeter zu trauern ohne seine Arbeit oder sein Werk zu verklären. Was am stärksten in Erinnerung bleibt von Mondo Lux sind tatsächlich die Momente intensivster Theaterarbeit, in denen der längst vom Tod heftig gezeichnete Schroeter seine ganze Lebenserfahrung und seinen trotzigen Kunstwillen in hochpräzise Anweisungen fliessen lässt.