SFT12: MÉNAGE À TROIS von Natalie Pfister und Frank Haller

'Ménage à trois' von Natalie Pfister und Frank Haller

Zu den schönen Präsentationsmöglichkeiten, welche die Solothurner Filmtage zu bieten haben, gehört auch die kluge Kombination unterschiedlicher Filme. Insbesondere bei den Dokumentarfilmen, die grossenteils in fernsehtauglicher Länge von unter sechzig Minuten vorliegen, ist da mancher fruchtbare Kontrast möglich. Heute morgen trafen da im Landhaus Christian Kunz‘ Halbstünder Von Mann zu Mann über eine Männerselbsterfahrungsgruppe im Schwitzhüttenritual und Pfister/Hallers Alters-WG-Doku auf einen überraschend vollen Landhaus-Saal.

Ob die Filmemacher besonders viele Freunde haben, oder ob die Themen tatsächlich so eine populäre Ausstrahlung haben, ist schwer zu entscheiden; das Publikum hat auf jeden Fall bei beiden Filmen sehr lebhaft reagiert, vornehmlich mit fröhlichem Lachen.

Dieses Lachen hatte allerdings gerade bei Ménage à trois hin und wieder einen Anflug von Nervosität zu übertönen, sind doch die (weitgehend geglückten) Anstrengungen zweier Frauen und eines Mannes, die alle auf die Neunzig zugehen und sich im Diakoniezentrum in Berlin eine Alterswohnung teilen, nur bedingt komisch, sondern vor allem vom Bemühen geprägt, das Beste aus dem immer mühsamer werdenden Leben herauszuholen. Das fröhliche Lachen vor allem jüngerer Frauen im Saal, wenn sich die 85jährige Pauline Pappert die faltigen Backen mit Rouge aufpeppt, erzeugt dabei ein seltsam oszillierendes Gruseln – denn was soll daran komisch sein, wenn eine alte Frau ihre Erscheinung pflegt? Zugleich aber steht da immer dieses Moment der ‚vergeblichen Liebesmüh‘ im Raum und genau dies ist das Substrat des Films und seiner Wirkung. Denn wenn Rudolf Buth erzählt, dass er sich nach dem Tod seiner Frau eigentlich habe erhängen wollen, es dann aber bleiben liess, weil sie es ihm verboten hatte, dann klingt das komisch in der Erzählung, ist er aber selbstverständlich nicht im geringsten. Dass es nicht nur den Filmemachern, sondern auch den drei Protagonisten gelingt, immer wieder ironische Distanz, vor allem aber die spielerische Inszenierung der eigenen Probleme hinzukriegen, macht die grosse Stärke dieses 56minütigen Filmes aus. Und das gleiche leistet Christian Kunz bei Von Mann zu Mann, ebenfalls mit der Unterstützung seiner Protagonisten, die zwar ihr zuweilen komisch anmutendes Ersatz-Urvölker-Ritual mit grossem Ernst durchziehen, die eigene Nervosität dabei aber immer wieder mit Sinn für Selbstironie und Komik in den Griff kriegen. Zwei überaus menschliche Filme an einem einzigen Montagmorgen.

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