An Festivals passiert es immer wieder, dass man die gleiche Geschichte von verschiedenen Filmen erzählt bekommt. Vorgestern lief auf der Piazza Grande Noémie Lvovskys Camille redouble, eine charmante französische Variation auf Coppolas Peggy Sue Got Married von 1986. Beide File schicken ihre erwachsene Protagonistin im erwachsenen Körper zurück in ihre späte Jugend. Und nun findet sich im Wettbewerb auch noch eine japanische Variante des Themas.
Miyake erzählt allerdings ungleich komplexer und unzugänglicher. Und in kunstvollem Schwarzweiss, das keinen Zweifel aufkommen lässt, dass hier Kunst gemeint ist und nicht das frivol-nostalgische Vergnügen der oben genannten Beispiele.
Bei Miyake ist die Hauptfigur Haji ein erfolgreicher Filmschauspieler Ende Dreissig, der in seinem Leben feststeckt. Die Scheidung nimmt ihn mit, und rein physisch ist er dauernd halb umnachtet. Bis er im Auto einschläft und in seiner Gymnasialzeit aufwacht. Und nicht nur er, sondern auch sein Freund und die Schwester dieses Freundes finden sich in dieser Periode wieder. Damit ist die Anlage komplexer und allenfalls philosophisch heikler als bei Lvovsky und Coppola, denn es kommen diverse Zeitparadoxa und -Spielereien zum Tragen – aus denen der Film allerdings nur wenig macht. Er springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und zeigt in der Gegenwart Spuren der Veränderungen, welche die bewusste Erforschung der Vergangenheit bewirken. Narben verschwinden, Erinnerungen des einen Freundes sind plötzlich nur noch beim anderen gültig, Hajis scheidende Ehefrau wird von der Schauspielerin gespielt, welche in der Vergangenheit seine Mutter darstellte. Und die Freunde treffen sich am Grab eben dieser Mutter wieder.
Mit viel Geduld und Ruhe liesse sich Playback wahrscheinlich einigermassen geniessen. Aber es gelingt Miyake nicht, das Versprechen aufrecht zu erhalten, dass sich die Anstrengung lohnen könnte, dass die Figuren tatsächlich interessante Veränderungen durchmachen könnten. Vielleicht sind es die Untertitel, vielleicht aber auch tatsächlich die Dialoge: Der Film stiftet zu wenig jener reizvollen Verwirrung, die nach Aufklärung verlangt. Nach einer Stunde waren mir diese Menschen noch immer nicht ans Herz gewachsen, liess es mich kalt, ob sie gerade ihre Jugend genossen oder in der Gegenwart litten. Und nach 113 Minuten war es immer noch nicht anders. Aber da war der Film aus unerfindlichen Gründen zu Ende.